Die Marktpräsenz weiter ausbauen
Seit April verantwortet Cornelius Oheimb als CEO von Biesse Deutschland die Aktivitäten des Unternehmens im DACH-Raum. Oheimb, der über mehr als 25 Jahre Erfahrung in Industrie-Unternehmen verfügt, löst Jacek Pigorsch ab, der sich ab sofort auf seinen Kernbereich Vertrieb konzentriert. Die HK traf sich mit dem neuen Geschäftsführer auf der Ligna zum ersten exklusiven Interview. Ein Gespräch über die Messe, den neuen Markenauftritt von Biesse und das Verfahren zum Kantenanleimen mit Wasserstoff, das in Hannover für Furore sorgte.
Herr Oheimb, Sie lenken seit April dieses Jahres als CEO die Geschicke der italienischen Biesse-Gruppe in der DACH-Region. Wie sind Ihre ersten Eindrücke im neuen Amt?
Ausgesprochen positiv. Mein neues Team hat mich mit offenen Armen empfangen und von Anfang an tatkräftig unterstützt. Ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam viel bewegen werden. Mit diesen ersten Eindrücken blicke ich sehr optimistisch in die Zukunft und freue mich darauf, Biesse weiter nach vorne zu bringen, das vorhandene Potenzial voll auszuschöpfen und neue Wege zu beschreiten.
Konnten Sie den Hauptsitz des Unternehmens in Pesaro schon besuchen?
Selbstverständlich. Dort schlägt das Herz von Biesse – und das muss man vor Ort fühlen und erleben. Pesaro ist das Zentrum, hier liegt die Wiege unseres weltweit agierenden Unternehmens, hier wird geplant und konzipiert, hier werden Strategien entwickelt und als erstes in die Praxis umgesetzt.
Wo sehen Sie die Stärken von Biesse? Und wo kann sich das Unternehmen noch verbessern?
Biesse stellt seit über 50 Jahren hervorragende Produkte her und verfügt über einen außergewöhnlich guten Ruf in der Branche. Mit unseren Maschinen und Anlagen für die Sparten Holz, Stein, Glas und Kunststoff sind wir breit aufgestellt und bedienen von kleinen Handwerksbetrieben über mittelständische Unternehmen bis zu großen Industriekonzernen den gesamten Markt. Aber auch Gutes lässt sich noch verbessern und wir arbeiten stets an der in- und externen Optimierung unseres Konzerns und seines Angebots. Eine Herausforderung liegt etwa darin, Kundenanforderungen noch schneller in individuelle oder allgemeingültige Lösungen umzusetzen.
Welche Ziele wollen Sie mit Biesse im DACH-Raum erreichen?
Im DACH-Raum werden wir weiterhin in unser Management-Team und unsere Mitarbeiter investieren. Ich bin froh, dass wir uns dabei auf die volle Unterstützung der Gruppe verlassen können. Im Fokus stehen die Bereiche Service und Vertrieb, damit wir unser Leistungsversprechen gegenüber unseren Kunden gewährleisten und übererfüllen können.
In den letzten Jahren konnte Biesse zu den großen deutschen Wettbewerbern aufschließen. Wie wollen Sie die Marktposition weiter festigen?
Biesse bietet seinen Kunden und Partnern flexible Lösungen an und deckt auch Nischen-Anwendungen ab. Das erlaubt uns, schnell auf Marktentwicklungen zu reagieren und damit unsere Präsenz im Markt insgesamt weiterhin auszubauen.
Bereits kurz nach Ihrem Amtsantritt fand die Ligna 2023 statt. Wie ist die Weltleitmesse in Hannover aus Ihrer Sicht gelaufen?
Für mich war es der ideale Einstieg. Ich war von der großen Resonanz positiv überrascht. Wir haben unsere Besucherzahlen gegenüber der letzten Ligna 2019 gehalten und unsere Geschäftstermine im Vergleich dazu sogar erhöht. Bei insgesamt 10 Prozent weniger Besuchern gegenüber der letzten Messe werte ich das als einen großen Erfolg.
Zur Ligna präsentierte sich Biesse in einem frischen Look. Wie kam der neue Markenauftritt bei den Kunden an?
Der neue Markenauftritt kam meines Erachtens sehr gut an und hat das verdeutlicht, wofür Biesse steht. Die konzeptionelle Aufteilung des Messestandes in drei Bereiche hat viele Besucher im positiven Sinn zum Nachdenken angeregt. Ein Beispiel dafür war der Ausstellungsbereich, in dem wir die Verarbeitungsschritte materialübergreifend gezeigt haben – und nicht unsere Anlagen. Ganz bewusst sollte der Besucher gedanklich zu einer Reise eingeladen werden, um mit uns über Anwendungen und Lösungen zu sprechen. Eine spezielle Anlage würde dann als Ergebnis des Gesprächs gewertet werden – mit dem Ergebnis einer speziellen Anlage für die individuellen Anforderungen des Kunden.
Sie haben das Thema Multi-Materialität angesprochen. Warum rückt Biesse seine Kompetenzen für verschiedene Werkstoffe stärker in den Fokus, als das bislang der Fall war?
Wir glauben, dass zukünftige Anwendungen – und damit Produkte – aus mehreren Materialien bestehen werden. Bei Küchen ist das beispielsweise heute schon der Fall: Holz und Glas, Kunststoff, Stein oder Keramik spielen ihre spezifischen Stärken aus und gehen eine ebenso harmonische Symbiose ein.
Sehr spannend war das nachhaltige Verfahren zum Kantenanleimen mit Wasserstoff, das Biesse als Studie präsentiert hat. Können Sie kurz erklären, wie die Technologie funktioniert?
Bei diesem Verfahren wird Wasser in seine Bestandteile Wasser- und Sauerstoff gespalten. Vereinfacht ausgedrückt, werden die gespaltenen Stoffe in einem bestimmten Mischverhältnis an dem zu verleimenden Teil entzündet. Dabei wird die auf der Rückseite der Kante aufgebrachte Funktionsschicht durch die Hitze aktiviert und mit der Platte verschmolzen. Das System heißt „Hydrogen Force System“ (HFS) und verbraucht 70 Prozent weniger Energie als gängige Hot-Air-Verfahren.
Wie war das Feedback der Besucher auf die neue Technologie?
Die Studie kam bei den Besuchern extrem positiv an, weil das Thema Energiesparen den Nerv der Zeit trifft. Wir werden nun die Gespräche analysieren und auswerten, dann sieht man weiter. Die Studie ist jedenfalls zeitnah in der Praxis realisierbar.
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