Vorreiter in Sachen MDF-Recycling

Sonae Arauco nimmt in diesem Jahr als einer der ersten Holzwerkstoffhersteller eine industrielle Recyclinglinie für MDF in Betrieb. Im Werk Mangualde (Portugal) sollen dann ausgediente Platten in Rohstoffe umgewandelt werden, die für die Fertigung neuer Produkte genutzt werden können. Die HK sprach mit den Verantwortlichen von Sonae Arauco Deutschland über dieses spannende Thema und bekam im Werk Nettgau einen Eindruck davon, wie Kreislaufwirtschaft bei der Herstellung von Spanplatten schon heute funktioniert. Der vollständige Bericht erscheint in der Ausgabe 1/25 am 7. Februar. Auszüge daraus können Sie schon jetzt online lesen.  

Beleuchteten die Hintergründe (v. l.): Werksleiter Dirk Beyer, Wood-Supply-Manager Martin Loebs, COO Michael Betz und Communication Manager Simon Drath (Bericht und Foto: Julia Gottschick)

Eine ganz neue Ära des Holz-Recyclings läutet Sonae Arauco mit dem Bau der ersten Trockenfaserplatten-Recyclinganlage im industriellen Maßstab ein. Die Anlage, die im Laufe des Jahres im portugiesischen Mangualde in Betrieb gehen soll, wird ausgediente MDF-Faserplatten in Rohmaterial für die Produktion neuer Faserplatten umwandeln. In Zusammenarbeit mit dem internationalen Technologiekonzern Andritz entwickelt, wird hierbei eine so genannte „Steam Explosion“ mit einem Auftragssystem – dem „Steam-Ex-Discharger“ für eine kontinuierliche Dampfbehandlung – kombiniert.

„Dieses System ermöglicht die durchgängige Verarbeitung von recyceltem Faserplattenmaterial mit hoher Effizienz und geringem Dampfverbrauch“, sagt Michael Betz, seit Mai 2024 als Managing Director und COO der Sonae Arauco-Gruppe für die Region Nordosteuropa tätig. Und erklärt genauer: Während man eine Spanplatte einfach „zerhäckseln“ kann, funktioniert das bei einer MDF-Platte nicht. „Die Fasern sind ineinander verwoben. Deswegen kann man sie nicht einfach aufsplitten.“ Eine Lösung bietet eben die Dampfbehandlung, die als Technologie allen Holzwerkstoffproduzenten zugute kommen soll, wenn es nach Sonae Arauco geht. „Denn nur, wenn sich mehrere Partner zusammentun, kann etwas bedeutend Neues entstehen.“ Als erste mit dieser Eigenschaft wird die neue Linie in einem kontinuierlichen Verfahren arbeiten – und zwar mit einer maximalen Kapazität von vier Tonnen pro Stunde. Letztere soll 2026 verdoppelt werden. Als Ausgangsmaterial dienen MDF und HDF sowie daraus hergestellte Halb- und Fertigprodukte: Reste aus eigenen Werken oder bereitgestellt von Verarbeitern. Im Durchschnitt werden 20 Prozent recycelte Fasern integriert. Die Investition in Mangualde soll eine Blaupause sein für weitere Standorte, auch außerhalb des Konzerns. Ein wegweisender Schritt nicht nur für Sonae Arauco also, sondern für die gesamte Branche. „Die Integration von Holzrecycling in unser MDF-Portfolio ist ein Durchbruch sowohl für die Kreislaufwirtschaft als auch für die Holzindustrie im Ganzen“, betont Michael Betz.

Natürlich hat das Unternehmen Mitbewerber. So errichtet der belgische Holzwerkstoffhersteller Unilin im französischen Bazeilles ein kreislauffähiges MDF- und HDF-Werk und geht voraussichtlich im September 2025 mit seiner Lösung „Osiris“ in die Serienfertigung über. Grundlage ist eine Kooperation mit Dieffenbacher. Sonae Arauco nimmt diesen Wettbewerb sportlich. „Heute müssen wir mit der Ressource Holz effizienter umgehen“, so Betz. „Da ist es vernünftig, wenn alle Holzwerkstoffproduzenten mit aufspringen.“ Da MDF Stand heute nicht so einfach recycelbar ist, sei es für alle wichtig, in das Thema zu investieren. Zum MDF-/HDF-Recycling forscht Sonae Arauco seit Jahren, auch gemeinsam mit Forschungsinstituten und Wettbewerbern. „Wie die Einbindung von Holzabfallfasern in neue Lösungen beschleunigt werden kann, wie Erkenntnisse aus dem Labor in die Realität gebracht werden, das wird 2025 auch in deutschen Werken getestet – einmal in Beeskow und einmal in Meppen“, berichtet Betz. „Hier prüfen wir, ob die Erkenntnisse für die Industrie tauglich sind.“ So werden im Rahmen des „Eco-Re-Fibre-Projekts“ Technologien mit dem Ziel entwickelt, 25 Prozent der bei der Herstellung neuer Faserplatten verwendeten Frischfasern durch Sekundärfasern aus der Wiederverwertung zu ersetzen.

Geplant ist, in die Anlagen der deutschen Werke Zusatz-Aggregate einzubauen, die helfen, Druck, Feuchtigkeit und Temperatur in Balance zu bringen. Als Zeitfenster visiert Sonae Arauco das dritte oder vierte Quartal 2025 an. Ob das zu schaffen ist, hängt von der Marktlage und entsprechenden Haushaltsbudgetierung ab. „Denn klar ist, dass wir uns derzeit in wirtschaftlich schwierigem Fahrwasser bewegen“, gibt Michael Betz zu bedenken. Eins steht jedoch fest: Mit dem MDF-Recycling erschließt sich Sonae Arauco auf lange Sicht eine neue Produktgruppe – und erweitert so die eigene Kreislaufwirtschaft. Davon abgesehen, liegen die Vorteile von (recyceltem) MDF für Betz auf der Hand. „Insgesamt ist es fester als eine Spanplatte und leichter zu verarbeiten.“ Man könne besser hineinbohren und gar dreidimensionale Muster hineinfräsen. Als solches eignet es sich nicht nur zum Bau hochwertiger Möbel, von Innenausstattung oder im Ladenbau, sondern auch für den Hausbau. Nicht zuletzt können konstruktive MDF-Platten als Unterdeckplatten für den Holzbau bzw. Faserplatten als Dämmung verwendet werden.

„Mineralölbasierte Dämmstoffe gehen mit einem hohen Energie-Aufwand einher“, führt Betz den Gedanken aus. Um davon wegzukommen, arbeiten große Baukonzerne daran, Holzwerkstoffe zur Dämmung einzusetzen – etwa für Fassadensysteme, wie sie mit „Agepan“ in der Holzfaserdämmung seit vielen Jahren realisiert werden. „Damit können Sie im Sommer das Haus kühlen, im Winter haben Sie Behaglichkeit. Stichwort Wohngesundheit: Dadurch, dass Feuchtigkeit aufgenommen, gespeichert und wieder abgegeben werden kann, wird das gesamte Raumklima im Haus verbessert.“ Um dies kostengünstig im Markt weiterzugeben, müsse die Holzwerkstoffindustrie noch effizienter werden. Allen Unwägbarkeiten zum Trotz seien dies aber Themen, die „uns hier sehr viel Spaß machen“, resümiert der COO. „Weil wir als Pioniere in Sachen Nachhaltigkeit das Gefühl haben, zur richtigen Zeit in der richtigen Branche und im richtigen Unternehmen zu sein.“ Bereits Ende der 90er-Jahre entwickelte Sonae Arauco ein eigenes Recyclingsystem für Platten. Seit dieser Zeit treibt das Unternehmen die Kreislaufwirtschaft an seinen Standorten voran und verfolgt weltweit seine Nachhaltigkeitsstrategie mit diversen Projekten und Investitionen. Das Ziel: bis 2040 für Scope 1 und 2 klimaneutral zu sein.

„Natürlich ist MDF-Recycling noch etwas Besonderes“, betont Betz. Bei Spanplatten hingegen setzt das Unternehmen seit eh und je auf einen hohen Recyclinganteil. Um einwandfreies Material zu verwenden, das keine Fremdkörper enthält, baute man in Nettgau als einer der ersten Holzwerkstoffspezialisten einen Recycling-Turm. Der Cleaning-Tower siebt, sichtet und reinigt den Spänestrom. Er entfernt Verunreinigungen und Störstoffe wie Nägel, Plastik und Glas aus Holzabfällen und Spänen, die die Produktqualität mindern oder die Infrastruktur beschädigen könnten. Ganz feines Material dient der Energiegewinnung. Werksleiter Dirk Beyer hat in seiner 30-jährigen Karriere erlebt, wie sich das Image von Recyclingholz von negativ zu positiv gewandelt hat. Nicht von ungefähr: Bildet Holz doch die Grundlage der Sonae Arauco-Wertschöpfungskette, die mit Verwendung von Rohstoffen aus nachhaltiger Herkunft beginnt, Nebenprodukte der Holzindustrie einbezieht und den Kreislauf in zirkulärem Ansatz – inklusive Recycling und Wiederverwendung von Holzresten – schließt. Letztere werden in der Produktion von Holzwerkstoffplatten eingesetzt. So bleibt das Material im Kreislauf.

Den vollständigen Bericht lesen Sie in der HK 1/25

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