Deutsche Kreislaufwirtschaft 2024: Statusbericht beleuchtet Situation

Der vorliegende Statusbericht der deutschen Kreislaufwirtschaft 2024 beleuchtet zum dritten Mal nach 2018 und 2020 die Situation der deutschen Kreislaufwirtschaft. Kreislaufwirtschaft reduziere den Ressourcenverbrauch und sichere die Rohstoffverfügbarkeit: Dies bestätige der Statusbericht der Kreislaufwirtschaft 2024. Dies betone auch der Bundeskanzler anlässlich des vierten Treffens der „Allianz für Transformation“, wie es in einer entsprechenden Mitteilung des Verbands der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI) dazu heißt. Der größte stoffliche Verwerter von Sägenebenprodukten und Recyclingholz begrüßt diese Aussagen, schlägt aber zugleich Alarm: Die auf Sekundärrohstoffe angewiesene Holzwerkstoffindustrie brauche Planungs- und Investitionssicherheit in Bezug auf ihren Rohstoff und klare Richtungsentscheidungen für die Kreislaufwirtschaft, um das Klimaschutz- und Ressourcenschutzpotential des Recyclings heben zu können.
Der Statusbericht der Kreislaufwirtschaft 2024 der prognos AG verdeutliche die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft für Deutschland – in ökologischer und in ökonomischer Hinsicht. Er zeige auf, welche Chancen und welche Hemmnisse die Kreislaufwirtschaft hat, und sei damit ein wichtiger Ratgeber für Unternehmen, Gesellschaft, Wissenschaft und die Politik, die mit ihrer Kreislaufwirtschaftsstrategie ebenso wie mit ihrer Biomassestrategie die Zügel in der Hand halte. Insbesondere der Angriffskrieg auf die Ukraine habe vor Augen geführt, wie stark Deutschland von Energie- und Rohstoffimporten abhängig ist und wie schnell Störungen in den Lieferketten zu Problemen bei der Versorgung mit wichtigen Gütern führen können. Durch Recycling von Produkten und deren Zurückführung in den Kreislauf könnten Abhängigkeiten reduziert, aber auch der Rohstoffeinsatz deutlich verringert werden.
„In der Transformation gilt es, jeden Stein umzudrehen, jedes Potential zu prüfen und zu heben“, erklärte VHI-Geschäftsführerin Anemon Strohmeyer (Foto) anlässlich der Veröffentlichung des Statusberichts der deutschen Kreislaufwirtschaft 2024. Die Kreislaufwirtschaft habe mit Blick auf die Schonung von Primärrohstoffen und den Klimaschutzeffekt durch die Verlängerung des Kohlenstoffspeichers hier erhebliches Potential. Bundeskanzler Olaf Scholz habe jüngst erklärt, Deutschland zum globalen Vorreiter für zirkuläre Produkte machen zu wollen. „Dieses klare Bekenntnis zur Kreislaufwirtschaft begrüßen wir sehr.“
Viele natürliche Ressourcen, so auch Holz als einem Ausgangsrohstoff der Holzwerkstoffindustrie, stünden begrenzt zur Verfügung und bekämen in der Transformation eine neue Rolle. Die Holzwerkstoffindustrie setze bereits in großem Umfang auf den Einsatz von so genannten Sekundärrohstoffen, also Nebenprodukten aus der Sägeindsutrie und Recyclingholz (Altholz). Im Bereich der Abfallrohstoffe sei die Holzwerkstoffindustrie mit ihrem Einsatz von Recyclingholz in der Spanplattenindustrie der größte stoffliche Verwerter von Altholz in Deutschland. Kreislaufwirtschaft sei an Standorten der Holzwerkstoffindustrie daher bereits seit vielen Jahrzehnten gelebte Praxis. Dies betreffe einerseits den Einsatz von Sekundärrohstoffen (insbesondere auch Recyclingrohstoffen) im Produktionsprozess, andererseits die Recyclingfähigkeit der eigenen Produkte und damit die Rückführung der Rohstoffe in den Produktionsprozess.
Während in vielen Bereichen die Kreislaufwirtschaft noch „auf dem Sprung ist“, biete die Holzwerkstoffindustrie hier bereits einen funktionierenden Markt: „Unsere Produkte sind recyclingready und Recyclingrohstoffe sind ein wichtiger Rohstoff. Unsere Produkte sind daher gelebte Kreislaufwirtschaft“, betonte Strohmeyer. Indes sehe die Holzwerkstoffindustrie die Rohstoffversorgung und damit die Wirtschaftlichkeit der Grundstoffindustrie in Deutschland im Konkurrenzkampf um Sekundärrohstoffe bedroht. Denn dem mengenmäßig begrenzten Angebot von Sekundärrohstoffen stünden steigende Verwertungswünsche etwa im Bereich der Verbrennung oder auch der chemischen Verwertung gegenüber: In der Transformation steige der Druck auf den Rohstoff damit erheblich, gegebenenfalls über die Leistungsfähigkeit der Rohstoffmärkte hinaus.
Hier gelte es, gesamtgesellschaftlich die besten Antworten auf die Rohstoff- und Verwendungsfragen zu finden und effiziente Verwertungswege und ihren Beitrag zur Transformation sachgerecht miteinander zu verzahnen. Zudem werde die Wirtschaftlichkeit der Verwertungsanlagen durch Regulierung und Bürokratisierung mehr und mehr in Frage gestellt. Gerade in der Rohstoff-, Energie- und Absatzkrise frage sich die Holzwerkstoffindustrie, ob sie in Deutschland ausreichende Zukunftsfähigkeit hat. „Letztlich muss die Gesellschaft, muss die Politik entscheiden, welche Bedeutung sie etablierten Industrien, gerade im ländlichen Raum, geben möchte. Hierzu gehört eine strategische Analyse von Rohstoffanfall, Rohstoffbedarf und Verwertungswegen ebenso wie ein Belastungsmoratorium. Die Kreislaufwirtschafts- und die Biomassestrategie bieten hierfür ebenso wie die Novelle der Altholzverordnung hervorragende Gelegenheiten“, findet Strohmeyer.
VHI-Präsident Dr. Jan Bergmann betonte mit Blick auf den Rohstoff Holz: „Altholzrecycling funktioniert hervorragend, wenn die Politik uns lässt. Dazu müssen alle Signale auf Kreislaufwirtschaft gestellt werden. Nur dann kann das Recycling seine Transformationspotentiale ausspielen. Für die Hersteller bedeutet das, bereits beim Produktdesign die Kreislauffähigkeit mitzudenken. Und die Politik ist in der Verantwortung, keine der stofflichen Verwendung widersprechenden Regelungen zu treffen. Weder beim Primärrohstoff noch beim Sekundärrohstoff darf es daher direkte Förderungen für die Verbrennung stofflich verwertbarer Sortimente geben. Eine derartige Politik führt die Kreislaufwirtschaft ad absurdum.” Der Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie sieht in dem Statusbericht der Kreislaufwirtschaft 2024 den Beleg dafür, dass sie zu recht auf die Kreislaufwirtschaft setzt, es aber eingreifender Maßnahmen bedarf, um deren Potentiale zu heben, Hemmnisse zu beseitigen und Investitionsentscheidungen etwa im Bereich der Abfallaufbereitung zu stützen.
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