Furniture-X: Digitaler Produktpass steht in den Startlöchern
Es kommt Bewegung in die Kreislaufwirtschaft: Denn in Köln fand jetzt die konstituierende Sitzung von Furniture-X statt. So nennt sich das neue Konsortium, das sich in der Einrichtungsbranche für eine praxisgerechte und flächendeckende Einführung des Digitalen Produktpasses stark macht. Die Möbelbranche gehört zu den ersten, die dazu gesetzlich verpflichtet wird. Die Ausgangslage ist klar: Die EU-Mitgliedstaaten haben am 22. Dezember 2023 die neue Ökodesign-Verordnung auf den Weg gebracht, damit sollen künftig nur noch energieeffiziente Produkte auf den Binnenmarkt kommen, die ressourcensparend hergestellt wurden sowie langlebig und reparierbar sind. Dabei erhöht die Komplexität entlang der Wertschöpfungskette Möbel den (zeitlichen) Druck auf die Thematik, die bis 2030 umgesetzt sein soll: Die Produkte sind variantenreich und die inhaltliche Normierung von Produktdaten fällt (noch) geringfügig aus.
„Da insgesamt ca. 16.000 Unternehmen in Deutschland mit der Einrichtungsbranche assoziiert sind, ist es von Bedeutung, die wichtigsten Branchenorganisationen zusammenzubringen, um den Digitalen Produktpass in den Griff zu bekommen“, erklärt Dr. Olaf Plümer, Leiter Digitalisierung der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM/VHK). Die wichtigsten Branchenorganisationen im Bereich des Datenmanagements wirken vom Start weg bei Furniture-X mit: der Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM), das Daten Competence Center (DCC), das als Standardisierungsorganisation für Formate und Prozesse den Datenaustausch verbessert, der Handelsverband Wohnen und Büro (BVDM), der Mittelstandsverbund (ZGV), Morphe als treibende Kraft für die Etablierung der ECLASS-Normen in der Interior-Branche sowie Integrated Worlds als Betreiber der zentralen Datenaustauschplattform IWOfurn.
Entlang der gesamten Wertschöpfungskette Home & Living – von der Vorstufe der Zulieferindustrie bis zum Handelsunternehmen – haben bereits zahlreiche Unternehmen ihre Mitwirkung bekundet. Die Zusammenarbeit mit dem Wuppertal Institut und dem FIR (Forschungsinstitut für Rationalisierung e.V.) der Universität Aachen stellt sicher, dass branchenübergreifende Initiativen berücksichtigt und mögliche Synergien gehoben werden können. Nun mündeten die bisherigen Aktivtäten in die offizielle Gründung. Ziel ist es, den DPP branchenübergreifend und flächendeckend einzuführen – sowohl im Hinblick auf die gesetzlichen Vorgaben als auch unter Berücksichtigung der Praxisanforderungen mittelständischer Unternehmen. „Die Branche hat den Weg von einer linearen Wertschöpfung hin zu einer Kreislaufwirtschaft eingeschlagen. Die Digitalisierung schafft die Voraussetzung, um mithilfe des Digitalen Produktpasses die Circular Economy zu ermöglichen“, sagt Klaus Bröhl, Geschäftsführer von Integrated Worlds.
Die Akteure des Konsortiums haben die Arbeit schon vor der Bekanntgabe des Delegated Act seitens der EU-Kommission aufgenommen. Neben dem brancheninternen Wissensaufbau zählen dazu die Vernetzung mit ähnlich gearteten Initiativen anderer Branchen, die Sensibilisierung von Teilnehmern für die Thematik, die Adaption von Technologiegrundlagen für die Branche (z.B. die Asset Administration Shell als Standard für den Digitalen Zwilling oder die Mechanismen der Daten-Initiative Gaia-X Federations) sowie eine Mitarbeit in den Normungs-Gremien des DIN (Deutsches Institut für Normung) sowie der DKE (Deutsche Kommission Elektrotechnik). „Das Set-up steht nun auf einem sicheren Fundament, alle Akteure arbeiten daran, schnell Fortschritte auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft zu machen. Trotz oder gerade wegen der Komplexität von Möbeln sind wir bestrebt, eine Vorreiterrolle in der Konsumgüterbranche einzunehmen“, sagt Christian Haeser, Geschäftsführer beim Handelsverband Wohnen und Büro e.V. (HWB).
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