Möbelindustrie: Umsatz liegt im 1. Halbjahr fünf Prozent unter Vorjahr

Die deutsche Möbelindustrie hat laut amtlicher Statistik in der ersten Hälfte dieses Jahres rund 7,9 Milliarden Euro umgesetzt – ein Minus von 5,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Auf dem Heimatmarkt wurde ein Umsatzrückgang von 6,2 Prozent auf rund 5,2 Milliarden Euro verzeichnet. Im Ausland fielen die Einbußen geringer aus. Hier sank der Umsatz um 2,9 Prozent auf rund 2,7 Milliarden Euro. Die Exportquote lag mit 34,1 Prozent leicht über dem Vorjahreswert (33,4 Prozent).
„Unsere Branche sieht sich weiterhin schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gegenüber: International aufgrund der vielfältigen Auswirkungen der US-Zollpolitik, vor allem aber auf dem Heimatmarkt“, sagte Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie, bei der heutigen Jahres-Wirtschaftspressekonferenz in Köln. Für das dritte Quartal 2025 planen einer Verbandsumfrage zufolge 36 Prozent der Unternehmen Kurzarbeit.
Als ihre größte Sorge nennen die befragten Betriebe das schwache Konsumklima. In ihrer Entwicklung beeinträchtigt sehen sie sich zudem durch den rückläufigen Wohnungsbau. Der Bau-Turbo der neuen Bundesregierung biete zwar gute Ansätze zur Vereinfachung und Beschleunigung der Genehmigungsverfahren, sagte Kurth. „Allerdings können ohne eine Bündelung und Aufstockung der Förderprogramme sowie ergänzende eigenkapitalersetzende Maßnahmen nicht die notwendigen Impulse freigesetzt werden.“
Zu einer immer größeren Belastung entwickelt sich die überbordende Bürokratie. Als Beispiel nannte der Verbandsgeschäftsführer die EU-Entwaldungsverordnung. Die Nachweispflichten über eine entwaldungsfreie Lieferkette bedeuteten einen immensen Aufwand für Branche hinsichtlich des Datentransfers. Einer aktuellen Umfrage des Hauptverbands der Deutschen Holzindustrie zufolge fallen bei den Möbelherstellern für die EUDR bis zu sechsstellige Implementierungskosten, hohe laufende Kosten und zusätzlicher Personalaufwand an.
„Für den Herbst rechnen wir mit einer leichten Belebung der Möbelnachfrage gegenüber dem ersten Halbjahr“, blickte Kurth auf die kommenden Monate. Erfahrungsgemäß rücke nach dem Ende der Urlaubszeit das eigene Zuhause wieder stärker in den Fokus der Menschen. „Die steigenden Realeinkommen werden unserer Einschätzung nach dazu beitragen, dass aufgeschobene Möbelkäufe dann auch getätigt werden.“
Chancen rechne sich die Branche unter anderem im Renovierungsbedarf aus. Vor diesem Hintergrund sei für das Gesamtjahr 2025 mit einem Umsatzrückgang von rund 3 Prozent für die deutsche Möbelindustrie zu rechnen, prognostizierte Kurth. Damit wäre die Entwicklung nicht mehr so stark rückläufig wie im vergangenen Jahr. 2024 war der Umsatz um 7,8 Prozent auf 16,3 Milliarden Euro gesunken. Die deutsche Möbelindustrie umfasst 400 Betriebe (mit 50 und mehr Beschäftigten) mit insgesamt rund 69.000 Beschäftigten.
Sämtliche konsumnahen Segmente der Branche schnitten in den ersten sechs Monaten schwächer ab als im Vorjahreszeitraum. Am stabilsten zeigte sich die Küchenmöbelindustrie mit einem Umsatzrückgang von lediglich 2 Prozent auf knapp 2,9 Milliarden Euro; auch beim Auftragseingang der Sparte zeichnet sich eine Stabilisierung ab. Das Segment der sonstigen Möbel (darunter Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbel sowie Möbelteile) erzielte einen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro, ein Minus von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz der Polstermöbelhersteller gab um 8 Prozent auf 467 Millionen Euro nach. Das kleinste Segment der Branche – die Matratzenindustrie – verzeichnete einen Rückgang von 18,8 Prozent auf 217 Millionen Euro.
Ein gemischtes Bild zeigt sich bei den Investitionsgütersegmenten der Möbelindustrie. Während die Büromöbelindustrie ein Umsatzminus von 14,5 Prozent auf rund 940 Millionen Euro erlitt, konnten die Hersteller von Laden- und sonstigen Objektmöbeln ihren Umsatz um 2,1 Prozent auf fast 975 Millionen Euro steigern.
Beim Exportgeschäft sind erhebliche Unterschiede auf den wichtigsten Absatzmärkten zu beobachten. Die Ausfuhren nach Frankreich, dem größten Exportmarkt, lagen um 3 Prozent unter dem Vorjahr. Einbußen gab es auch bei den Möbellieferungen nach Österreich (minus 4,2 Prozent), in die Niederlande (0,7 Prozent) und das Vereinigte Königreich (minus 5 Prozent). In der auf Rang zwei rangierenden Schweiz gelang dagegen ein Zuwachs von 1,1 Prozent. Auch die Exporte nach Italien zogen an (plus 1,6 Prozent). Besonders erfreulich ist der starke Anstieg der Ausfuhren nach Spanien in Höhe von 6,1 Prozent, der vor allem auf den florierenden Wohnungsbau des Landes zurückzuführen ist.
Den wichtigsten außereuropäischen Auslandsmarkt für Möbel „Made in Germany“ stellen die Vereinigten Staaten dar. Der Absatz konnte hier in der ersten Jahreshälfte um 3,7 Prozent auf rund 132 Millionen Euro ausgebaut werden. Allerdings ist der Ausblick eingetrübt: Ein Großteil der Unternehmen rechnet mit negativen Auswirkungen durch die US-Zölle in Höhe von derzeit 15 Prozent, wie eine aktuelle Verbandsumfrage zeigt. So stellen sich 85 Prozent der in den USA tätigen Möbelhersteller für ihr Exportgeschäft in die Vereinigten Staaten auf Rückgänge ein. „Für neue Verunsicherung sorgt die Ankündigung von Donald Trump vom Wochenende, im Rahmen einer Sektoruntersuchung höhere Zölle auf Möbelimporte prüfen zu wollen. Sein erklärtes Ziel lautet, die heimische Möbelindustrie zu stärken“, berichtete Kurth.
Bei den Exporten nach China, dem weltweit größten Möbelmarkt, mussten die deutschen Möbelhersteller erhebliche Einbußen (minus 42 Prozent) hinnehmen. Grund ist der verstärkte Wettbewerb auf dem chinesischen Markt. Infolge der hohen US-Zölle auf chinesische Möbel suchen die chinesischen Hersteller ihre Chancen verstärkt auf dem Heimatmarkt. China ist nach Vietnam der zweitgrößte Möbellieferant für die Vereinigten Staaten.
Auch bei den Möbelimporten nach Deutschland sind die Folgen der US-Zollpolitik zu spüren: Da die Absatzmöglichkeiten für chinesische Möbel auf dem amerikanischen Markt infolge der Zölle erschwert sind, drängen noch mehr China-Möbel auf den deutschen Markt als bislang. In der ersten Jahreshälfte kletterten die Möbeleinfuhren aus China um rund 25 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Damit steht China für 30 Prozent der deutschen Möbelimporte. Zweitwichtigstes Lieferland ist Polen mit einem Anteil von 28 Prozent. Bei den Einfuhren aus Polen gab es ein Plus von knapp 9 Prozent auf fast 1,6 Milliarden Euro. Auch die Möbellieferungen aus Italien (plus 27 Prozent) und aus Vietnam (plus 21 Prozent) legten spürbar zu. Insgesamt wuchsen die Möbelimporte nach Deutschland um fast 15 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro. Der Importanteil am deutschen Möbelmarkt stieg vor diesem Hintergrund auf 59,8 Prozent (2024: 53,1 Prozent).
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