Rehau: 34. Kantensymposium bei Homag in Schopfloch

Rund 100 Gäste kamen jetzt zum 34. Rehau-Kantensymposium nach Schopfloch, um zu erfahren, was sich in der Welt der Kante in Sachen Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Design und Technik im vergangenen Jahr getan hat. Gastgeber war diesmal die Homag Group – und als Netzwerkpartner waren Leuco und Riepe mit an Bord. Begrüßung, praktischer und theoretischer Teil, Kantenschmaus – das Kantensymposium folgte auch in diesem Jahr dem bewährten Ablauf. „Das Kantensymposium füllt eine Lücke“, so beschreibt Matthias Haasler, Executive Vice President EMEA bei Rehau Interior Solutions, den dauerhaften Erfolg des Konzepts. „Bei uns kommen die Experten aus verschiedenen Branchenbereichen zusammen, lernen konzentriert und komprimiert die wichtigen Kanteninnovationen kennen, und das Wichtigste dabei ist: Das Event gibt ihnen einen Ort zum Austausch und zum Netzwerken – über Abteilungen, Zuständigkeiten und Unternehmen hinweg.“

Gemeinsam mit Dr. Daniel Schmitt, dem CEO des Mitveranstalters Homag Group, begrüßte Matthias Haasler die 100 Gäste aus Möbelindustrie und Innenausbau, bevor dann den Stars des Tages die Bühne gehörte: der Kante mit den dazugehörenden Maschinen und Technologien. Der Tag begann mit dem praktischen Teil in der Produktion der Homag Group und ging am Nachmittag im Dekra Congresshotel Wart weiter.

Der weltweit führende Kantenhersteller selbst hatte in diesem Jahr eine Reihe von Neuheiten im Gepäck, die in vier Bereiche untergliedert wurden. Die Optik spielt dabei eine zentrale Rolle. Kein Wunder, schließlich ging es schon bei der Erfindung der Möbelkante darum, Möbelstücke, die aus den damals neuen Holzwerkstoffen gefertigt wurden, visuell aufzuwerten. Seitdem ist auf dem Weg zum „Möbelteil wie aus einem Guss“ viel erreicht worden. Und Innovationen rund um die Kante haben auch im letzten Jahr wieder einige Schritte in Richtung Perfektion gemacht. Raukantex pigmento etwa beseitigt störende Rahmeneffekte bei Stein- oder Betonoptik. Effektpigmente sorgen bei dieser Kantenvariante dafür, dass auch der Fräsradius den jeweiligen Oberflächen-Look aufgreift. Auf der Interzum 2025 hat Rehau dieses Kantenband nun auch in Holzoptik vorgestellt. Kunden, die individuelle Kantendekore wünschen, können ab sofort das Digitaldruckangebot von Rehau nutzen – und zwar neuerdings mit optischen und haptischen Effekten.

Darüber hinaus wurde Raukantex pro OMR konsequent im Hinblick auf Kundenanforderungen weiterentwickelt: Ihr Prozessfenster wurde erweitert und gleichzeitig die Feuchtebeständigkeit bei kritischen Oberflächen erhöht. Ebenfalls aufgrund der Nachfrage aus dem Markt entwickelte Rehau ein lackiertes Kantenband, das es ermöglicht, perfekt lackierte Bauteile zu fertigen: Mit dem Programm Raukantex paintable wurde die Lackierfähigkeit von Kantenbändern weiterentwickelt und unterschiedliche Lackaufbauten für Kunden getestet. Auch im Bereich Oberfläche hatte Rehau Neuheiten im Gepäck: Rauvisio cube begeistert nun auch mit Beton- und Steinoberflächen, die durch eine 45°-Fase ihre charakteristische Optik erhalten. Das Glaslaminat Rauvisio crystal wiederum setzt mit den neuen Farben der Pure-Kollektion trendige Akzente.

In den Bereich der Prozesstechnik fällt das Konzept #edgeisdigital. #edgeisdigital steht für die digitale Vernetzung von Maschinen, Werkzeugen und Kanten und lässt sich neuerdings mit kundenspezifischen Inhalten ergänzen. Für die Verarbeiter ebenfalls von großem Interesse: Mit der Rehau Academy hat das Unternehmen ein digitales Trainings- und Infoportal gelauncht, das mit umfassenden Schulungsvideos und weiteren Informationen nützliches Wissen zur Kantenverarbeitung vermittelt.

Abgerundet wurde die Präsentation von Rehau mit dem Thema Nachhaltigkeit. Im Rahmen des Rehau ReTurn-Programms wurde gezeigt, wie mit einer erstmals eingesetzten Technologie Kantenreste komprimiert werden, um den Transport effizienter und ressour censchonender zu gestalten. Außerdem zeigte Rehau, wie Unternehmen durch eine Kombination von Raukantex eco (für die Sichtbereiche) und PP-Kanten aus 100-prozentigem Rezyklat (für die nicht sichtbaren Bereiche) ihren CO₂-Abdruck reduzieren können.

Das Zukunftsthema KI stand im Fokus des Vortrags von Dr. Theo Steininger und Andreas Tobisch. Die beiden Vertreter der ERIUM GmbH erläuterten, wie künstliche Intelligenz die Möbelindustrie voranbringt. Durch den Einsatz intelligenter Systeme lassen sich Produktionsprozesse optimieren, Fehler reduzieren und die Wettbewerbsfähigkeit steigern. Besonders die Modellierung kognitiver Prozesse ermöglicht es, Expertenwissen in automatisierte Abläufe zu überführen. So können zum Beispiel Videos in konkrete Arbeitsanleitungen umgewandelt werden, die Verarbeitern in ihrer jeweiligen Sprache in einfachen Schritten zeigt, wie eine bestimmte Aufgabe gelöst werden kann. Dazu brauchen Unternehmen oftmals nicht einmal neuen Content zu produzieren, sondern können auf bestehende Materialien zurückgreifen.

Konnektivität war auch bei Leuco das Schlagwort: Der Maschinenwerkzeug-Spezialist präsentierte innovative Lösungen zur Digitalisierung und Nachhaltigkeit in der Holzbearbeitung. Durch den digitalen Werkzeugkreislauf können Maschinen Werkzeugdaten automatisch auslesen und Standzeiten zurückmelden, was die Effizienz steigert. Die Einführung von serialisierten Werkzeugen ermöglicht eine lückenlose Identifikation und Verwaltung, wodurch Verwechslungen ausgeschlossen werden. Ein zentrales Thema war zudem die Kreislaufwirtschaft: Werkzeuge sind nachschärfbar, und durch Regeneration lassen sich erhebliche Mengen CO₂ einsparen. Das Leuco airFace-Design verbessert nicht nur die Nachhaltigkeit, sondern auch die Schnittqualität und reduziert den Energieverbrauch. Abschließend wurde das Prinzip der Fibonacci-Reihe vorgestellt, das zur Optimierung der Schneidenverteilung beiträgt und Vibrationen minimiert.

Beim diesjährigen Gastgeber Homag ging es schließlich um die Neuerungen im Bereich der CNC-Kantenbearbeitung. Das Unternehmen, das über 35 Jahre Erfahrung in der Kantenverarbeitung verfügt, setzt seit 2019 beim Kantenanleimen auf powerEdge Pro Duo. Das CNC-Aggregat bietet einige Highlights – etwa die automatischen Temperatur- und Druckanpassungen oder die Kombination von Nullfuge und Schmelzkleber an einem Werkstück. Stufenlos lassen sich schräge Kanten in einem Winkel von -7 bis +45 Grad einstellen. Neben einigen weiteren Spezialanwendungen ging es auch um Neuheiten in der Prozesstechnik: Dank integrierter Sensorik werden Fehler frühzeitig erkannt, wodurch Stillstandzeiten minimiert und die Produktionssicherheit erhöht werden.

Partner Riepe zeigte mit dem Texture Finish ein durchdachtes Upgrade für bestehende Schwabbelaggregate. Die gezielt entwickelte Faserkombination trägt zuverlässig Verunreinigungen im Fugenbereich ab und entfernt selbst hartnäckige Klebstoffreste – und das auch bei strukturierten oder hochglänzenden Oberflächen. Das speziell abgestimmte Reinigungsmittel bindet prozessrelevante Flüssigkeiten, hält die Bürsten sauber und verlängert so die Standzeit deutlich. Durch die optimierte Düsengeometrie wird zudem der Verbrauch reduziert, was nicht nur Ressourcen schont, sondern auch die Betriebskosten senkt. Besonders praktisch: Der Einbau erfolgt direkt auf das vorhandene Aggregat – ohne zusätzlichen Platzbedarf oder Maschinenumbau. Damit bietet Riepe eine clevere Lösung für rückstandsfreie Kantenbearbeitung mit einem starken Preis-Leistungs-Verhältnis.

Nach so viel Input stand am Abend das letzte Programm-Highlight auf der Agenda. Der traditionelle Kantenschmaus im Dekra Congresshotel Wart bot den perfekten Rahmen, um das Gehörte zu reflektieren und mit den anderen Experten zu diskutieren. Und hier zeigte sich, was das Kantensymposium neben den praxisorientierten Programmpunkten so besonders macht: der Austausch unter Fachleuten. „Neben der Interzum ist das Kantensymposium unser wichtigstes Event im Jahr. Und für die Branche ist es ein fester Termin im Jahreskalender“, sagt Andreas Albig, Head of Product Management Furniture Solutions Edgeband. „Jedes Jahr beeindruckt mich die Innovationskraft, die selbst kleinste Komponenten der Möbelproduktion entfalten können. Es ist inspirierend zu sehen, wie nicht nur wir, sondern auch viele andere Unternehmen diesen Fortschritt mitgestalten.“

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