Automatisierung an der richtigen Stelle

Der Anlagenspezialist Anthon hat bei Holz-Tusche in Marsberg eine vollautomatische Roboter-Abstapelung hinter einer bereits vorhandenen Einachssäge installiert. Ein spannendes Projekt mit interessanter Aufgabenstellung, da Holzhändler wie Holz-Tusche bislang nicht zum Kundenstamm der Flensburger gehörten. Die Anlage wurde im Februar in Betrieb genommen. Mit ihr konnten Zuschnittleistung und Produktion um ein Drittel gesteigert werden. Der vollständige Bericht erscheint in der Ausgabe 3/25. Auszüge daraus können Sie schon jetzt online lesen.  

Ein eingespieltes Team (von links): Ralph Tusche, Ulrich Palsmeier, Tim Tusche, Bernd Jochims, Jan Christoph Prill sowie Jurian Wulff. Foto und Bericht: Julia Gottschick

Das Unternehmen Holz-Tusche wurde 1934 gegründet, es ist mit 200 Mitarbeitern im Holzhandel tätig. Schwerpunkt im Sortiment ist der gesamte Holzwerkstoff- und Plattenbereich. Beliefert werden Tischlereien, Schreinereien, Innenaus- und Ladenbau-Betriebe. Mit angegliedert sind Dienstleistungen wie Zuschnitt, Bekantung und die Fertigung von Verbundelementen.

Dass Holz-Tusche ein gewachsener Familienbetrieb ist, erkennen Besucher nicht nur an der Architektur des Haupthauses, wo über die Jahre immer wieder angebaut wurde. Als Assistentin der Geschäftsführung ist überdies Familienhündin Lotte angestellt, die jedem Neuankömmling freundlich entgegenspringt. Die schwarz-gelockte Doodle-Dame hat sogar ein eigenes Foto auf der Homepage. „Wir sind in vierter Generation Experten für hochwertige Holzwerkstoffe und innovative Serviceleistungen“, sagt Geschäftsführer Ralph Tusche, der 1991 ins Unternehmen eingestiegen ist – in dritter Generation.

Ihm sind 2021 sein Sohn Tim und inzwischen auch Tochter Nora gefolgt, die beide nach einem dualen Studium der Holzwirtschaft in Mosbach Aufgaben im Betrieb übernehmen. Während Ralph Tusche Einkauf, Verkauf und Buchhaltung leitet, ist Tim für den gewerblichen Bereich inklusive Logistik und Zuschnitt zuständig. Nora betreut Projekte, da sie zunächst noch ihren Master machen will.

„Täglich beliefern wir mit 36 eigenen Lkws unsere Kunden mit unterschiedlichen Mengen an hochwertigsten Hölzern“, führt Ralph Tusche aus. „Von der Einzelplatte bis zur vollen LKW-Ladung ist alles dabei.“ Der Einzugsbereich beträgt rund um den Hauptsitz in Marsberg 200 Kilometer. Weitere Standorte sind Ochtrup mit 150 Kilometern, seit Anfang 2025 Fulda mit 100 Kilometern im Radius – plus Arnsberg, wo Holz-Tusche eine eigene Verbundelemente-Fertigung betreibt. Schichtstoff- und Objektlieferungen sind bundesweit möglich. Der Betrieb expandiert stark. „Selbst, wenn die Konjunkturlage auch an uns nicht vorbeigeht“, wie der Geschäftsführer einräumt. Was zur Stabilität beiträgt, sind zahlreiche Nischenprodukte und -anwendungen. „Wir haben ein großes Sortiment im Plattenbereich und decken Sonderstärken, Sonderabmessungen und Sonderprodukte ab.“

Ob Hotelbau, Health Care oder Renovierungen: Gemeinsam mit den Kunden geht Holz Tusche „intensiv in die Objekte rein“ und ist daher nicht so stark vom Neubau abhängig. „Von unseren drei Abteilungen ist der umsatzstärkste klar der Bereich Holzwerkstoffe und Massivholz, danach kommen Holzbau, Türen und Böden“, so Tusche. Holzwerkstoffe und Platten machen etwa 60 Prozent des Umsatzes aus, der Rest verteilt sich auf die anderen Segmente. Hochspezialisiert in Sachen Sortimentplatten, importieren die Sauerländer selbst viele Hölzer. „Deshalb sind wir nah an den Herstellern dran, setzen auf persönliche Besuche“, wie der Firmen-Chef resümiert. „Das macht heute längst nicht mehr jeder.“

Vom kleinen Handwerksbetrieb bis zur Industrie: Holz-Tusche bietet jeglichen Zuschnitt an. „Alles, was der Kunde sich vorstellt“, betont auch Ulrich Palsmeier, Tischlermeister vom betriebseigenen Zuschnittzentrum. Der Zuschnitt wird über zwei Anlagen umgesetzt: eine kleinere Säge mit händischer Abstapelung, über die geringere Mengen sowie ein buntes Sortiment an Material laufen. „Darüber hinaus haben wir eine größere Einachssäge mit Paketschnitt“, so Palsmeier. Für eben diese wurde eine Roboter-Abstapelung gesucht, die Masse schafft. Denn die Grundfrage lautete: Wie kann die Zuschnittleistung erheblich erhöht und gleichzeitig dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden? Ziel war auch, die schwere körperliche Arbeit durch Automatisierung abzulösen.

Unabhängig beraten wurde Holz-Tusche hier von Dr. Torsten Peisker von DPI, einem Ingenieurbüro, das sich auf Planung und Durchführung technischer Investitionsvorhaben in der Industrie spezialisiert hat. „Wir haben verschiedene Optionen durchgespielt – unter anderem mit neuer Winkelsäge“, erinnert sich Palsmeier. Es sei klar geworden, dass die Säge ausreicht. Allerdings ging mit der manuellen Abstapelung Zeit verloren.

Die Lösung wurde schließlich gemeinsam mit der Flensburger Firma Anthon erarbeitet. Eine vollautomatische Roboter-Abstapelung sollte so hinter der Säge platziert werden, dass Zuschnittleistung und Produktion um ein Drittel gesteigert werden. Eine Erfolgsbilanz, die sich inzwischen bestätigt hat. Um das Prozedere zu definieren, standen während der Projektierungsphase etliche Online-Meetings an. Zunächst wurde die Anlage bei Anthon aufgebaut und von Holz-Tusche abgenommen, bevor im November 2024 der Startschuss für den Umzug nach Marsberg fiel. Dort hatte Jurian Wulff, bei Anton für mechanische und elektrische Installationen zuständig, die Baustellenleitung inne. Danach gingen die Programmierer ans Werk.

Ralph Tusche erinnert sich gerne zurück: „Für uns war das ein spannender Moment, als der Prototyp, den wir vorher nur von der Konzeption her kannten, bei Anthon stand und wir ihn nach einem Jahr Vorlauf im Original begutachten konnten.“ Die Gesamtinvestition inklusive der baulichen Gegebenheiten beziffert Tusche auf rund eine Million Euro. „Für die Leistung, die man jetzt hat, ist das ein guter Preis“, bestätigt Zuschnitt-Experte Ulrich Palsmeier.

Alles in allem fühlte sich Holz-Tusche sowohl vom externen Berater als auch von Anthon sehr gut begleitet. „Der persönliche Kontakt war jedes Mal hervorragend. Das Projekt ist gemeinsam gewachsen“, lobt der Geschäftsführer. Und das nicht von ungefähr: Wurde die Roboter-Abstapelung Holz-Tusche doch quasi auf den Leib geschneidert, wie Anthon-Vertriebsleiter Bernd Jochims unterstreicht. „Anthon ist zu 100 Prozent im Sondermaschinenbau tätig. Wir haben keine Kataloganlagen“, hebt er hervor. „Jede Anlage, die wir verkaufen, bekommt sowohl eine eigene Konstruktion als auch einen eigenen Schaltschrankbau. Das sind für Kunden gemachte Lösungen.“ Für gewöhnlich ist bei Anlagen von Anthon die eigene Säge das Herzstück, zu der eine Beschickung davor und die Abstapelung dahinter geliefert werden. „Hier allerdings war die Besonderheit, dass die Säge schon da war und der Kunde nur eine Abstapelung gesucht hat.“ Herausfordernd war das vor allem deswegen, weil die Säge von einem Fremdhersteller stammt.

Jan Cristoph Prill, Leiter Steuerungstechnik bei Anthon: „Durch Anbindung an die Fremdsäge gab es mehrere Schnittstellen, die bedient werden mussten. Sprich, wir haben die Schnittplan-Daten von der Fremdsäge übernommen, sie in unser System übertragen und dort interpretiert.“ Diese Interpretation sei etwas, das man peu à peu entwickeln müsse. Ein Lernprozess, den er selbst in den vergangenen Wochen in Marsberg betreut hat. „Wir haben getestet, Probleme festgestellt, alle behoben und konnten jetzt in die eigentliche Produktion einsteigen.“

Rund 20 Roboter-Abstapelungen dieser Art hat Anthon bereits im Markt platziert, etliche an große Ikea-Zulieferer nach Litauen geliefert und hinter eigenen Hochleistungssägen installiert. Mit Homag existiert zudem eine Kooperation dort, wo deren Sägen eine – meist kleinere – Schnitthöhe anbieten, die Anthon nicht bedient. „In solchen Fällen wird unsere Abstapelung hinter Homag-Sägen eingesetzt“, berichtet Bernd Jochims.

Ein Kunde wie Holz-Tusche allerdings war komplettes Neuland: Laufen beim Sauerländer Unternehmen doch täglich bis zu 30 Aufträge ein. Das Sortiment umfasst Plattenmaterial wie MDF, Rohspan, beschichtete Platten, HPL, OSB, 3-Schicht-Platten, Sperrholz und Multiplex. Bei den Oberflächen sind Schichtstoffe, stark strukturierte und gebürstete Oberflächen sowie Hochglanzoberflächen möglich. Entsprechend differenziert muss auch die Abstapelung funktionieren.

Den kompletten Bericht lesen Sie in der HK 3/25

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