Der Weltmarktführer stellt die Weichen
100 Jahre Wemhöner Surface Technologies, 20 Jahre Wemhöner China und nicht zuletzt der 75. Geburtstag von Heiner Wemhöner: 2025 ist für den Anlagenspezialisten aus Herford ein ganz besonderes Jubiläumsjahr. Zudem steht ein Generationswechsel bevor – Kathleen Wemhöner übernimmt Stück für Stück die Geschäfte ihres Vaters. Die HK traf sich mit den beiden zum großen, exklusiven Jubiläums-Interview. Ein Gespräch über Meilensteine des Unternehmens, die erfolgreiche Expansion nach China, die aktuelle Auftragslage und die zukünftige Rollenverteilung in der Firma. Das vollständige Interview erscheint in der Ausgabe 3/25. Auszüge daraus können Sie schon jetzt online lesen.

Herr Wemhöner, was verbinden Sie mit dem Jubiläumsjahr 2025?
Heiner Wemhöner: Ein Jubiläum ist immer ein Anlass zurückzuschauen. Mein Großvater gründete 1925 als junger Handwerksmeister eine Schlosserei. Das war damals eine schwierige Zeit. Mein Großvater hatte eine Tochter und vier Söhne, von denen der zweitälteste seine Firma übernahm: die „Wemhöner Anlagen/Fördertechnik“. Mein Vater war der älteste der vier Söhne. Während seine Brüder mit ihren Unternehmungen scheiterten, ist die Firma, die mein Vater aufgebaut hat, übrig geblieben. 1987 bin ich dann als geschäftsführender Gesellschafter eingestiegen.
Ein Unternehmen mit einer langen Geschichte also, das jetzt Stück für Stück in die Hände Ihrer Kinder übergeht?
Heiner Wemhöner: Genau. Es ist eine Ausnahme, dass ein 100-jähriges Unternehmen nur einen Gesellschafter hat. Das wird sich jetzt ändern. Meine Kinder Kathleen und Philipp wollen beide aus freien Stücken ins Unternehmen einsteigen. Philipp ist 28 Jahre alt und macht derzeit seinen Master in Köln. Vor dem Studium hat er eine Ausbildung in einer Maschinenfabrik in Bad Salzuflen absolviert.
Was waren für Sie die wichtigsten Meilensteine in der langen Zeit?
Heiner Wemhöner: Eine sehr wichtige Phase waren die 90er-Jahre, als es uns gelungen ist, die Holzwerkstoffindustrie als Zielgruppe zu gewinnen. Mein Vater war in Ostwestfalen-Lippe vor allem mit Maschinen für die Möbelindustrie groß geworden. Als ich ins Unternehmen kam, herrschte hier bereits ein starker Wettbewerb mit den italienischen Maschinenbauern. Darum war ich dankbar, dass wir uns mit den Holzwerkstoffherstellern breiter aufstellen konnten. So haben wir dieses Geschäftsfeld aufgebaut, in dem wir seit einigen Jahren Weltmarktführer sind.
Weltmarktführer zu sein – wie fühlt sich das für Sie an?
Heiner Wemhöner: Das ist natürlich ein tolles Gefühl. Gerade, wenn man neu in eine Branche kommt, die früher für uns tabu war. Zu jener Zeit haben Kunden ihre Kurztaktpressen für gewöhnlich bei der Firma Siempelkamp gekauft oder bei Dieffenbacher. Auch in Italien und Spanien gibt es Wettbewerber. Und dann sind die Chinesen sehr stark geworden. Unsere eigene Firma in China produziert inzwischen mehr Kurztaktpressen als wir hier in Deutschland.
Apropos China: Was hat Sie 2005 dazu bewogen, dort eine Tochtergesellschaft zu gründen?
Heiner Wemhöner: Ich bin 1981 das erste Mal nach Singapur geflogen und war begeistert von dem, was ich dort sah. Wir präsentierten eine Maschine auf einer Messe – und haben von da aus dann langsam den südostasiatischen Markt erschlossen. 1985 war ich das erste Mal in Peking. Ab 1986 konnten wir zwei bis drei Maschinen pro Jahr an Kunden in der Volksrepublik China verkaufen.
Das hat sich dann in den 2000er-Jahren grundlegend geändert.
Heiner Wemhöner: Ja, 2000 bin ich selbst mal wieder zu einer Messe geflogen und habe bemerkt, dass etliche chinesische Hersteller ähnliche Maschinen bauten. Da gab es für mich nur die Alternative: Entweder, ich verliere den größten Markt der Welt, den ich damals schon als solchen erkannt hatte. Oder ich mache mit. Ich habe mich entschieden mitzumachen. Das führte zu den Folge-Fragen: Wo und mit wem? Einen passenden Standort zu finden, hat ein bisschen gedauert.
Welche Kriterien spielten bei der Wahl des chinesischen Standorts eine Rolle?
Heiner Wemhöner: Als ich mich auf die Standortsuche gemacht habe, war mein Ziel, in die Nähe von Shanghai zu gehen. Das war eine weltoffene Stadt, die mich sehr fasziniert hat. Wie es der Zufall wollte, stand hier zuhause in der Zeitung: „Wemhöner will in China investieren.“ Daraufhin rief mich jemand aus Bielefeld an, der mit einer Chinesin befreundet war. Aus ihrer Heimatstadt Changzhou sei gerade eine kleine Delegation in OWL – die uns dann hier besucht hat. Obwohl ich mich vorher für eine andere Stadt entschieden hatte, war für mich klar: Unser Firmensitz entsteht in Changzhou, wo wir nun seit 2005 sind.
Bei der Expansion nach China gab es sicherlich Herausforderungen. Welche waren das?
Heiner Wemhöner: Die Sprache gehört sicherlich dazu. Ich hatte glücklicherweise bald einen ersten Geschäftsführer gefunden: Ein Chinese, der bei einer deutschen Firma arbeitete und daher Deutsch sprach. Mitte 2008 teilte er mir allerdings mit, er würde doch lieber wieder zu seiner alten Firma zurückgehen.
Und da kam der nächste glückliche Zufall ins Spiel?
Heiner Wemhöner: Ja, wir veranstalteten hier 2005 ein Symposium mit anderen Firmen aus unserer Branche. Dort lernte ich einen Professor von der RWTH Aachen kennen. Mit drei seiner Studenten haben wir dann ein gemeinsames Projekt gestartet, in dessen Rahmen sie zwei Monate nach China gingen. Zwei Studenten wollten danach promovieren. Der dritte, der aus China stammte und auch in Aachen Maschinenbau studiert hatte, fing bei uns in der Firma an. Nach fünf Jahren in Deutschland sprach er gut Deutsch.
Das war Ihr heutiger China-Geschäftsführer Xufeng He?
Heiner Wemhöner: Richtig. Zunächst arbeitete er hier in Herford als Assistent der Fertigungsleitung. Als unser erster Geschäftsführer die Firma verließ, habe ich Xufeng He gefragt, ob er sich vorstellen könnte, für uns nach China zu gehen. Auch dort wurde er erstmal Assistent, hat sich aber schnell hochgearbeitet. Im Jahr 2005 haben wir unterschrieben, 2006 das erste Werk gebaut und 2007 angefangen zu produzieren.
Inzwischen verfügt Wemhöner Surface Technologies über zwei Werke in China. Was wird dort gefertigt?
Heiner Wemhöner: Inzwischen haben wir aus beiden Werken eins gemacht. Wir hatten anfangs gedacht, im zweiten Werk würden wir weitere Maschinen für die Oberflächentechnik produzieren, haben aber gemerkt, dass auch da – wie in Herford – die Kurztaktpresse das Kerngeschäft ist. Weil die Gebäude nur zweieinhalb Kilometer entfernt liegen, haben wir die Firmen zusammengeführt.
In welche Märkte (neben dem lokalen) werden die Maschinen verkauft?
Heiner Wemhöner: In Deutschland verkaufen wir 90 Prozent unserer Produkte in den Export. In China sind wir bei 50 Prozent Exportquote. Wenn ein deutsches Unternehmen in China wettbewerbsfähig sein will, muss von Anfang an klar sein, dass man aus China raus in die Welt exportiert. Zunächst war Südostasien naheliegend. Aber inzwischen sind die in China produzierten Anlagen auf der ganzen Welt im Einsatz.
Sie haben auch abseits des Geschäftlichen eine sehr enge Beziehung zu China und sind inzwischen sogar Ehrenbürger der Stadt Changzhou. Was macht das „Reich der Mitte“ für Sie so besonders?
Heiner Wemhöner: Ich bewundere die Menschen, deren Sprache ich leider nicht verstehe. Aber dadurch, dass ich mich für chinesische, zeitgenössische Kunst interessiere, hat sich mir viel eröffnet, habe ich manches von der Mentalität und Kultur besser verstanden.
Wie laufen im Moment allgemein die Geschäfte bei Wemhöner Surface Technologies?
Heiner Wemhöner: Wir erleben momentan eine sehr schwierige Zeit, weil sich die Märkte weltweit beruhigen. In Deutschland ist es besonders schwierig. Wir haben hier die höchsten Energiekosten der Welt, ein Steuersystem, das nicht passt, und extrem hohe Lohnkosten. Deutschland ist zu teuer und dadurch nicht wettbewerbsfähig. Unsere Firma in China macht viel mehr Aufträge als wir.
Welchen Umsatz hat das Unternehmen im vergangenen Jahr erzielt? Und wie sind die Aussichten für 2025?
Heiner Wemhöner: Unser Umsatz lag 2024 bei über 70 Mio. Euro in China und bei über 100 Mio. in Deutschland. Zum Vergleich: 2023 haben wir über 130 Mio. Euro Umsatz in Deutschland und über 60 Mio. Euro in China gemacht. 2023 war das beste Jahr in unserer Firmengeschichte. 2025 peilen wir einen Umsatz von insgesamt 180 Mio. Euro an. Wir gehören zu den wenigen Unternehmen, die 2024 nicht in Kurzarbeit gegangen sind.
Wemhöner Surface Technologies gilt als Weltmarktführer bei Kurztaktpressenanlagen. Konnten Sie in letzter Zeit größere Aufträge an Land ziehen?
Heiner Wemhöner: Unseren größten Auftrag im KT-Segment haben wir 2024 von der Firma Unilin erhalten. Dieser Kunde vertraut uns, dass wir den nächsten Sprung in der Technik hinbekommen.
Um den Digitaldruck ist es ruhig geworden. Wie ist der aktuelle Stand in diesem Produkt-Segment?
Heiner Wemhöner: Wir hatten zuletzt so viele Aufträge bei den Kurztaktpressen, dass es Lieferzeiten von über zwei Jahren gab. Wenn man sich so stark mit dem Kerngeschäft befasst, bleibt wenig Zeit für andere Bereiche. Aber es ist nicht so, dass wir es nicht könnten. Schließlich haben wir das Unternehmen vor geraumer Zeit umgetauft in „Wemhöner Surfaces Technologies“. Das soll zeigen, dass wir weitere Oberflächen-Themen abseits der KT-Presse bespielen. Zum Beispiel Lackieranlagen: Hier haben wir viele erfolgreiche Projekte umgesetzt. Auch die „Vario“-Pressen, also 3D-Pressen für Möbel- und Küchentüren, laufen gut. Ein wichtiges Segment ist außerdem der Laminat-Fußboden.
Frau Wemhöner, Sie übernehmen irgendwann die Geschäftsführung im Unternehmen. Wo stehen Sie derzeit?
Kathleen Wemhöner: Ich habe Wirtschaftswissenschaften studiert und komme nicht aus dem Maschinenbau. Die Anfangsphase war dadurch geprägt, mir ein Grundwissen aufzubauen. Wir haben hier ein Super-Team, das mich hervorragend aufgenommen hat. Ein Thema im Familienunternehmen ist: Wie arbeiten mein Vater und ich zusammen? Die Herausforderung liegt darin, zu verstehen: Zuhause sind wir Vater und Tochter – hier ist er Chef, und ich bin Mitarbeiterin.
Also ein langsames Hineinwachsen?
Kathleen Wemhöner: Genau. Ich übernehme jetzt erste Aufgaben und Projekte. Mein Vater zeigt mir, wie er arbeitet. Dabei muss er erstmal Vertrauen in mich aufbauen. Zunächst bin ich in einzelne Abteilungen reingegangen, um die Prozesse zu verstehen. Dadurch merke ich, wo ich meine Stärken einsetzen kann. Mir macht es Spaß, auf Messen wie der Interzum Oberflächen-Designs anzuschauen. Oder beim Kunden nachzuvollziehen, wie etwas produziert wird. Schritt für Schritt versuche ich, meinen Weg zu finden, um auch in das Thema Maschinenbau tiefer einzusteigen. Interesse ist auf jeden Fall da. Ich finde den Prozess sehr beeindruckend, wie eine Holzwerkstoffplatte produziert wird.
Sie haben vor Ihrer jetzigen Position Erfahrungen in anderen Firmen gesammelt. Was konnten Sie dort für Ihre künftige Aufgabe mitnehmen?
Kathleen Wemhöner: Dass das Team wichtig ist. Ein Team muss zusammenpassen und motiviert sein. Dann kann man alles schaffen. Bei Adidas in Shanghai, wo ich ein Praktikum gemacht habe, steht Team-Building obenan. Außerdem habe ich bei Fagus-Grecon in Hannover und bei Anthon in Flensburg reingeschnuppert. Bei Anthon konnte ich viel über ein traditionelles Maschinenbau-Unternehmen lernen. Dann habe ich für Michael Page ein Start-up mit aufgebaut und verstanden, was Schnelligkeit bedeutet. Das war extrem Kennzahlen-geprägt. Start-up heißt: Zähne zusammenbeißen, Rückschläge runterschlucken, durchhalten und nicht schlafen.
Sie repräsentieren die vierte Generation. Was bedeutet es für Sie, irgendwann ein solches Familienunternehmen zu führen?
Kathleen Wemhöner: Das ist eine große Herausforderung, aber auch eine Chance. Obwohl mein Bruder und ich direkt neben dem Unternehmen groß geworden sind, hat sich der Wunsch, in die Firma einzusteigen, erst langsam entwickelt. Mit meinem Vater war ich viel auf Messen unterwegs, etwa als Kind zu Besuch auf der Ligna. Als ich irgendwann selbst im Unternehmen mitgearbeitet habe, bekam ich ein erstes Bild davon, was unsere Branche ausmacht. Für mich sind die Menschen von großer Relevanz.
Was schätzen Sie an der Branche?
Kathleen Wemhöner: Unsere Branche ist eine kleine Nische mit großen Playern und spannenden Persönlichkeiten. Sie ist eine Welt für sich, eine Mischung aus Alt und Neu. Da gilt noch ein Handschlag, man kennt sich. Gerade im persönlichen Austausch mit Kunden kann ich viel von meinem Vater lernen. Unser Unternehmen zeichnet aus, dass Kunden Vertrauen in unsere Anlagen haben. Schließlich investieren sie eine hohe Summe. Diese Größenordnung spürt man in den Gesprächen.
Das komplette Interview lesen Sie in der HK 3/25
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