Die Natur in den Raum bringen
Wenn zwei Partner, die außergewöhnliche Produkte fertigen, ihre Kompetenzen bündeln, entstehen besondere Innovationen. Bark Cloth, ein afrikanisch-deutscher Hersteller von Rindentuch- Oberflächen, ist seit kurzem Lieferant von Europlac. Ergebnis der Kooperation ist ein neuer Werkstoff, der Design, Nachhaltigkeit und Akustik miteinander verbindet. Die HK hat bei Marina Röhr, Geschäftsführerin von Europlac, sowie Mary Barongo-Heintz und Oliver Heintz, Geschäftsführer von Bark Cloth, nachgefragt. Das Interview erscheint in der HK 6/25. Auszüge daraus können Sie schon jetzt online lesen.

Frau Barongo-Heintz, können Sie uns zunächst etwas über die Produkte von Bark Cloth und das Thema Partnerschaften erzählen?
Barongo-Heintz: Gerne. Wir sind auf die Zusammenarbeit mit Unternehmen angewiesen, die über den Tellerrand sehen und nicht nur Oberflächen in ihr Portfolio aufnehmen, die in ihrer Branche und für ihre Zielgruppe typisch sind. Denn unsere Oberflächen aus Baumrinden-Vlies sind in mancherlei Hinsicht untypisch: ein Holzwerkstoff, der nicht auf den ersten Blick wie einer aussieht. Jede Oberfläche ist natürlich gewachsen und in reiner Handarbeit veredelt. Für die Idee, der Industrie handgefertigte Oberflächen anzubieten, wurden wir vor 25 Jahren von manchen Marktteilnehmern belächelt, die es heute nicht mehr gibt. Ebenso untypisch ist die Fertigung von Unikaten in Serie. Das i-Tüpfelchen ist abgesehen von seiner außergewöhnlichen Ästhetik ferner, dass die Rindenvliese als ältestes Textil der Menschheitsgeschichte gelten und daher deren Herstellung von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt wurde. Also ziemlich untypisch, das Ganze.
Wie kam es zu der Kooperation von Bark Cloth mit Europlac?
Barongo-Heintz: Uns fiel auf, dass Europlac seit einigen Jahren als ein Vorreiter bei der Präsentation ästhetisch und ökologisch wertvoller, teils auch untypischer Oberflächen und Designs neue Wege beschreitet, die zu Recht vielfach mit Industrie- und Designpreisen prämiert wurden. Daher mussten wir uns früher oder später finden. Bei der Kontaktherstellung war unser langjähriger Kunde Leyendecker Holzland behilflich. Trotz der hohen Qualitätsansprüche von Europlac war auch Dank des Weitblicks von Frau Röhr der Weg, Europlac für „Bark Tex“ zu gewinnen, zwar kein Spaziergang, aber auch kein Marathon.
Röhr: Bei Europlac verstehen wir uns nicht nur als Hersteller von Echtholz furnierten Holzwerkstoffen, sondern auch als Partner für hochwertige Interior-Lösungen. Die Kooperation mit Bark Cloth entstand aus einer gemeinsamen Leidenschaft für natürliche Materialien und dem Wunsch, neue Wege in der Oberflächengestaltung zu gehen. Uns verbindet die Freude daran, mit unterschiedlichen Strukturen, Werkstoffen und natürlichen Texturen zu experimentieren. Die Idee, Materialien neu zu denken, begleitet uns schon länger. Unsere Erfahrungen (aus anderen Branchen) zeigen, wie stark Haptik, Oberfläche und Emotion das Erleben von Produkten prägen. Dieses Verständnis übertragen wir nun auf den Interior-Bereich – mit der Überzeugung, dass Experimente mit neuen, natürlichen Oberflächen spannend sind und großes Potenzial für die Zukunft bieten.
Europlac entwickelte jetzt ein Produkt mit „Bark Tex“-Oberfläche. Können Sie uns ein paar Infos dazu geben?
Röhr: Mit der neuen „Bark Tex“-Oberfläche möchten wir eine haptische und optische Dimension erschaffen, die Holz und Natur bewusst spürbar macht. Ziel war es, das fühlbare „Erlebnis“ von Baumrinde und Naturstrukturen in Innenräumen neu zu interpretieren – sowohl im Möbel- und Innenausbau als auch im Objekt- und Ladenbau. Darüber hinaus bietet das Material funktionale Vorteile: In Kombination mit einem Blähglasträger werden hervorragende akustische Werte erzielt. Damit eignet sich die Oberfläche perfekt für Räume, in denen Design, Natürlichkeit und Akustik harmonisch zusammenspielen sollen – wie etwa in Hotels, Büros oder Restaurants. Das daraus entstandene Produkt trägt den Namen „Inois Cortex“ – eine Verbindung aus natürlicher Ästhetik, spürbarer Struktur und akustischer Wirksamkeit.
Sind weitere gemeinsame Produkte in Planung und, wenn ja, welche?
Röhr: Der große Vorteil unserer neuen „Bark Tex“-Oberfläche liegt in ihrer außergewöhnlichen Flexibilität. Sie lässt sich auf die unterschiedlichsten Trägermaterialien aufbringen. Das eröffnet uns und unseren Kunden zahlreiche Gestaltungs- und Anwendungsmöglichkeiten. Dadurch kann praktisch jedes bestehende Produkt abgewandelt und mit einer Oberfläche aus Feigenrinde produziert werden. So wäre es beispielsweise möglich, unsere „Inois TS“ mit einer Feigenrinden-Oberfläche auszuführen oder gezielt Akzente durch einzelne Lamellen zu setzen. Diese Variabilität erlaubt nicht nur optisch spannende Lösungen, sondern auch funktionale Anpassungen – ganz gleich, ob es um Akustik, Design oder Materialwirkung geht. Damit bleiben wir maximal flexibel und können gemeinsam mit unseren Partnern maßgeschneiderte Produkte für unterschiedlichste Interior-Konzepte entwickeln. Somit wird es vermutlich keine gezielten neuen Produkte geben, sondern es wird deutlich, dass die neue Oberfläche beinahe unbegrenzt in unserem bestehenden Produktsortiment Anwendung finden kann.
Barongo-Heintz: In Bezug auf gestalterische Flexibilität haben wir uns die Frage gestellt, ob Lösungen zur Geräuschabsorption zwingendermaßen zweidimensional gedacht und als flächiges Paneel angeboten werden müssen. In Kooperation mit dem Künstler Harald Jehle entstanden so überlebensgroße Skulpturen mit einem Kern aus Melaminharzschaum und Oberflächen aus „Bark Tex“-Baumrindenvlies. Dabei kam uns nicht nur die hohe Porösität des Materials zu Gute, die die guten Akustikwerte sogar im technisch anspruchsvollen Tieftonbereich ermöglichen. Sondern auch die Möglichkeit, „Bark Tex“ nicht nur konvex, sondern sogar konkav in zugleich extremen Radien zu verformen, weil das Material sich nicht nur größer stretchen, sondern auch verjüngen lässt. Das Resultat sind geräuschabsorbierende, humanoide Stelen, montiert auf raumgleitendem Untersatz.
Das vollständige Interview erscheint in der HK 6/25
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