Ein Game-Changer für die Branche
Mit einem Festakt ist Anfang November die Lehrfabrik Möbelindustrie in Löhne eröffnet worden. Das moderne Trainingszentrum, das den Produktionsprozess eines möbelverarbeitenden Unternehmens abbildet, hat nach knapp 30 Monaten Planung und Bauzeit seinen Betrieb aufgenommen. Die HK war beim offiziellen Pressetermin vor Ort – und hat dort auch mit Auszubildenden verschiedener Küchenmöbelhersteller gesprochen. Der vollständige Bericht erscheint in der Ausgabe 6/24 Anfang Dezember. Auszüge daraus können Sie schon jetzt online lesen.
„Die Lehrfabrik ist eine wegweisende Initiative zur Sicherung von Fachkräften für unsere Hersteller in Ostwestfalen-Lippe und darüber hinaus“, betonte Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie und Vorstand der Lehrfabrik, bei der feierlichen Eröffnung. Der sich verschärfende Fachkräftemangel bringe große Herausforderungen für die Branche mit, zumal das Durchschnittsalter der Beschäftigten in der Möbelindustrie mit 46,4 Jahren (2023) auf hohem Niveau – und damit über dem Wert der Beschäftigten etwa in der Metall- und Elektroindustrie – liege (43 Jahre).
In einer aktuellen Umfrage der Möbelverbände unter den rund 400 Mitgliedsunternehmen gaben 40 Prozent der befragten Firmen an, dass sie derzeit nicht alle Ausbildungsplätze besetzen können. Am schwierigsten gestaltet sich die Suche für Ausbildungsstellen zum Tischer und Holzmechaniker – „letzterer quasi der Kernbereich, den wir in der industriellen Ausbildung haben“, wie Kurth erläuterte. Betriebe klagen darüber, entweder gar keine oder keine geeigneten Bewerbungen zu erhalten. „Wir müssen den Finger also auf unsere Branche legen und ein attraktives Angebot schaffen, um junge Leute anzuziehen“, stellte der Geschäftsführer der Verbände klar. Wie die Umfrage weiter ergab, wollen 15 Prozent der befragten Unternehmen künftig sogar noch mehr ausbilden als in der Vergangenheit. Fast 80 Prozent planen, das Niveau der Ausbildung zumindest beizubehalten. „Dafür brauchen wir diese Einrichtung, die ein Gamechanger für die Branche sein wird“, sagte Kurth.
Was das neue Trainingszentrum vor allem bietet, ist „eine erstklassige berufliche Aus- und Weiterbildung“, wie Lehrfabrik-Geschäftsführer Markus Kamann betonte. Auszubildende erhalten die Möglichkeit, an modernen, komplexen Anlagen praktisch zu üben – was im betrieblichen Produktionsalltag oft nur mit Einschränkungen möglich ist. Die Schulungsmodule finden ergänzend zur praktischen Arbeit im Betrieb und der theoretischen Bildung im Berufskolleg statt.
Genau das begeistert auch die Auszubildenden, die rund um die Eröffnung anwesend waren. „Ich finde es super, dass man hier eine Ausbildungsstelle mit Maschinen vorfindet, die so im eigenen Betrieb nicht stehen“, verriet Alexander Albrecht, Azubi bei Bauformat im zweiten Lehrjahr, und gab ein Beispiel: „Eine automatische, horizontale Plattenaufteilsäge. Viele Betriebe haben noch alte Maschinen aus den 80er- und 90er-Jahren. Und jetzt steht hier eine Maschine aus 2024, frisch vom Werk.“ Damit werde er ausgiebig üben. Der 22-Jährige hat sich bereits für den nächsten Lehrgang angemeldet und freut sich darauf, jede Menge Erfahrungen zu sammeln. „Denn an vielen Maschinen hier war ich bisher noch nicht.“
Vom Wareneingang über die Produktion von montierten und zerlegten Möbeln bis hin zu Qualitätssicherung und Versand: Auf rund 3.700 Quadratmetern ist die zweigeschossige Lehrfabrik mit vollständigen Produktionsketten der industriellen Möbelfertigung ausgestattet. „Wir haben eine realitätsnahe Lernumgebung geschaffen,“ berichtete Markus Kamann. Zur Ausstattung zählen unter anderem Sägemaschinen, computergesteuerte Bearbeitungsmaschinen zum Fräsen und Bohren von Holz sowie softwaregetriebene Produktionssteuerungs- und Planungssysteme. Die Themen Digitalisierung und Vernetzung werden ebenso wie Nachhaltigkeit in allen Bereichen integriert. „Wir bereiten unsere Auszubildenden auf die Tätigkeit in einer digitalisierten Arbeitswelt und die ökologischen Herausforderungen in der Möbelindustrie vor“, ergänzte er. Für Schulungen wurden zudem Robotics-, Elektronik-, Pneumatik- und Logistik-Labs eingerichtet. Die Ausbilder sind Industriemeister, Techniker und Ingenieure.
Beim Rundgang durch die Räume machte Fabian Grieser, Azubi bei Pronorm im zweiten Lehrjahr, große Augen. „Bei uns in der Firma haben wir zwar alle Maschinen stehen. Natürlich aber können wir im laufenden Betrieb nicht so oft heran, weil wir erst angelernt werden müssen. Jetzt haben wir hier viel mehr Möglichkeiten, den Umgang damit zu üben“, freute sich der 24-Jährige. Auch Philipp Esau, Auszubildender bei Rotpunkt, steht in den Startlöchern. „Wenn man hier einen Lehrgang macht, kann man sich ganz in Ruhe mit den Maschinen bekanntmachen.“ Der Druck, etwas falsch zu machen, falle weg, weil einem immer ein Fachmann über die Schulter schaue und alles erkläre.
Den vollständigen Bericht lesen Sie in der HK 6/24
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