Nachhaltigkeit ist Teil der DNA
Dass Hettich seinen kompletten Interzum-Auftritt von einer Stiftung als klimaneutral zertifizieren ließ, sorgte im Frühjahr für Gesprächsstoff. Ob zur Sicam etwas Ähnliches geplant ist, wie der Beschlagspezialist das Thema Nachhaltigkeit produktseitig umsetzt und was die Hürden beim „grünen Stahl“ sind, erklärt Uwe Kreidel im Interview. Außerdem spricht der Hettich-Geschäftsführer über die künftige Vermarktung der Top-Innovation „Furn Spin“ und die Potenziale des Outdoor-Marktes.
Herr Kreidel, Inflation und Kaufzurückhaltung belasten die Möbelindustrie aktuell stark. Wie stellt sich die Lage für Hettich als Zulieferer dar?
Nachdem die noch aus dem alten Jahr übertragenen Aufträge im ersten Quartal abgearbeitet waren, befinden wird uns – wie übrigens auch unsere Kunden – nun schon seit mehreren Monaten in einer herausfordernden wirtschaftlichen Situation. Wir erleben einen anhaltenden Nachfragerückgang in der Möbelbranche. Die Auftragseingänge und Umsätze sinken branchenübergreifend, und das auch im internationalen Kontext. Der Renovierungsboom ist weltweit weitgehend vorbei. Stattdessen machen explodierende Baukosten, hohe Zinsen, Inflation, auch noch Lieferengpässe sowie eine generelle Investitionsverunsicherung und Konsumzurückhaltung der gesamten Prozesskette zu schaffen.
Das heißt, Sie erwarten bis Jahresende keine Entspannung?
Nein. Das bedeutet für uns, dass wir sehr kosteneffizient wirtschaften und vorausplanen müssen. Unsere laufenden Zukunftsprojekte, Prozessoptimierungen und Weiterentwicklungen werden wir bei Hettich deswegen aber nicht auf Eis legen. Denn nur so können wir neue Möglichkeiten ergreifen, um unser Unternehmen fit für die Zukunft zu machen.
Der neue Dreh-Schwenkbeschlag „Furn Spin“ war eines der Interzum-Highlights. Welches Feedback haben Sie zu der Innovation bekommen?
Die offizielle Produktpremiere unseres „Furn Spin“ war für uns natürlich der absolute Höhepunkt in diesem Jahr. Dass wir gleich zum Auftakt den „Interzum Award – Best of the Best“ gewonnen haben, macht uns alle sehr stolz. Unsere Besucher, Kunden und „Noch-Nicht-Kunden“ haben uns durchweg bestätigt, dass wir damit in diesem Jahr das Entwicklungs-Highlight für die Branche gesetzt haben. „Furn Spin“ als Beschlaginnovation wird als eine wirkliche Neuheit wahrgenommen, die es am Markt noch nicht gibt.
Wie geht es jetzt weiter? Wann wird „Furn Spin“ lieferfähig sein?
Die Vermarktung von „Furn Spin“ beginnt sehr selektiv ab Anfang 2024. Dabei ist zu bemerken, dass es sich um einen komplett neuartigen Beschlag handelt, der sehr spezielle und individuelle Anforderungen an unsere Kunden und die ganze Wertschöpfungskette bis hin zum Endkunden mit sich bringt. Die besondere Konstruktion des Beschlags ist kostenintensiv in der Herstellung und bedingt ein entsprechendes Preisniveau. „Furn Spin“ ist also erstmal nichts für Großserienhersteller. Deshalb starten wir mit einer selektiven Vermarktung nur mit den Kunden, die die Fähigkeit zur Abbildung und Beeinflussung der gesamten Prozesskette von der Produktion bis zur Vermarktung und Installation beim Endkunden vor Ort besitzen. Denn auch für unsere Kunden bedeutet der „Furn Spin“ eine völlig neue Korpus-Bauweise, die nicht einfach durch gewohnte automatisierte Prozesse abgedeckt werden kann. Das verlangt von ihnen ein besonderes Maß an handwerklichem Können. In der Möbelkonstruktion und im Anlauf erhalten sie natürlich ein sehr hohes Maß an Hettich-Unterstützung.
Können Sie sich eine ähnliche Lösung mittelfristig auch für das untere bis mittlere Preissegment vorstellen?
In den nächsten drei bis fünf Jahren sehe ich den „Furn Spin“ realistischerweise noch nicht in diesen Segmenten. Aber langfristig kann es auch hier eine „Demokratisierung“ geben, wie wir sie schon bei anderen unserer Neuentwicklungen gesehen haben.
Das vollständige Interview lesen Sie in der HK 5/23
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