Nach der Übernahme in der Offensive

Schüco Interior Systems wurde zum 1. Februar von Rheingold Capital übernommen. Die HK sprach mit Peter Sagemüller, Geschäftsleitung Schüco Interior Systems KG, Michael Wiegand, Geschäftsleitung und Vertrieb, sowie mit Verkaufsleiter Gordon Schake darüber, was der Verkauf für Mitarbeiter und Kunden bedeutet und welche Veränderungen geplant sind. Zu den bisherigen Fortschritten äußert sich Hendrik Steffen, Experte für Vertrieb und Produktentwicklung bei Rheingold Capital. Das vollständige Interview erscheint in der Ausgabe 2/25 am 9. Mai. Auszüge daraus können Sie schon jetzt online lesen.  

Von links: Michael Wiegand, Peter Sagemüller und Gordon Schake. Foto und Interview: Julia Gottschick

Herr Sagemüller, warum hat Schüco International ihre Tochter Interior Systems an Rheingold Capital verkauft?

Sagemüller: Wir, also Schüco Interior Systems, sind im Vergleich zur Schüco International KG auf anderen Zielmärkten unterwegs. Auch haben wir als Produktionsbetrieb strukturell andere Herausforderungen als ein global operierendes Handelshaus. Im Zuge unserer SAP-Einführung im April 2022 sind diese Unterschiede zusätzlich in Erscheinung getreten. Daher haben wir uns entschlossen, einen Partner für unseren Standort zu suchen.

Welche Probleme gab es bei der Einführung von SAP?

Sagemüller: Die Einführung des ERP-Systems wurde zentral gesteuert. Viele für einen Produktionsbetrieb notwendige Software-Tools und Anwendungen wurden erst im Nachgang implementiert. In der Folge sind wir dispositionstechnisch sozusagen „blind geflogen“ und konnten unsere Kunden daher oftmals nicht termingerecht und nur mit einem hohen Aufwand beliefern.

Das haben Sie inzwischen in den Griff bekommen?

Sagemüller: Ja, der ganze Prozess hat mit Höhen und Tiefen über zwei Jahre gedauert, aber nun ist ein Haken dran. Seit 2024 haben wir wieder unsere gewohnte Performance bei unseren Kunden.

Sie sagten nach der Übernahme, die unsichere Zeit sei vorbei und es gelte, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Ist dies bereits gelungen?

Sagemüller: Wir fühlen uns auf jeden Fall heimischer. Von der Ausrichtung ist alles zielorientierter als vorher. Das liegt an unserem neuen Gesellschafter, der sich klar als Unternehmer sieht, mit dem Markt identifiziert und sich in Produktionsbetrieben auskennt. Dass die unsichere Zeit vorbei ist, ist natürlich in erster Linie hier in der Belegschaft spürbar, aber gleichzeitig auch bei den Kunden.

Wie ist die Suche nach dem Investor abgelaufen?

Sagemüller: Die Suche ist reibungslos verlaufen. Wir hatten zahlreiche Interessenten und einen klaren Favoriten: Für uns und den Standort hatte Rheingold Capital das beste Konzept. Deshalb sind wir sehr froh, dass sich die Gesellschafter von Schüco International auch so entschieden haben. Allerdings ist die Kommunikation zuvor nicht optimal gelaufen. Mitte 2023 war bekannt gegeben worden, dass wir einen neuen Partner suchen. Das Ganze sollte bis Jahresende 2023 vollzogen sein. Tatsächlich aber wurde die eigentliche Suche erst im Sommer 2024 gestartet. Insofern war zwischendurch eine gewisse Unruhe im Markt zu spüren.

Inzwischen ist intern und extern wieder Ruhe eingekehrt?

Wiegand: Ja, weil sich unser neuer Gesellschafter dafür interessiert, was wir tun. Die Zusammenarbeit ist hier zielorientierter als in einem größeren Konzern. Inzwischen haben wir mit unserem Investor bereits einige unserer Kunden besucht, was sehr gut angekommen ist. Die Experten von Rheingold Capital sind nahbar und wollen den Kunden-Kontakt. Sie haben Ahnung vom Geschäft, was man zum Beispiel bei der Unterstützung in allen Carve-out-Themen bemerkt.

Langjährige Kundenbeziehungen sind ein Kernelement von Schüco Interior Systems. Wird die Marke nach außen erhalten bleiben?

Sagemüller: Auf Produkten dürfen wir weiterhin die Marke Schüco Interior Systems nutzen, was wir als Wertschätzung empfinden. Da ist das beidseitige Vertrauen da. So etwas geht nur, wenn eine gewisse Substanz vorhanden und man überzeugt ist, dass das Konzept auf Langfristigkeit ausgelegt wird. Aus Sicht von Schüco International hatte gerade dieser Aspekt einen hohen Stellenwert. So sind auch nur Investoren in die Endauswahl gekommen, die einen langfristigen Weiterbetrieb im Fokus hatten.

Wiegand: Wir nutzen aber nicht nur die Marke, sondern gehen noch einen Schritt weiter: Wir dürfen Objekt-Daten von Schüco International verarbeiten. Wenn weltweit ein Gebäude gebaut wird, erhalten wir von Schüco International entsprechende Informationen. Ansprechpartner zum Beispiel. Auch gibt es mit Schüco weiterhin eine Kooperation im Außendienst. Unterm Strich kann man sagen: Wir haben einen neuen Eigentümer, fahren aber keinen Strategiewechsel. Das ist die wesentliche Botschaft an unsere Kunden, von denen ein paar die Marke Schüco nutzen.

Schake: Wir waren jetzt im Januar zusammen mit Schüco International auf der Bau in München. Dort merkt man, die Marke ist für den Metallbauer sehr wichtig und kann auch für die Küchenmöbelindustrie ein klarer Mehrwert sein. Das spielen wir mit einigen unserer Produkte aus.

Für den neuen Gesellschafter war dieser Aspekt sicher reizvoll?

Sagemüller: Klar, Rheingold Capital ist auf Konzern-Carve-out spezialisiert und hat sich gezielt dafür entschieden, in unser etabliertes Geschäftsmodell zu investieren. Während sich Schüco International auf sein Kerngeschäft, die Gebäude-Außenhülle, fokussiert und wir dort als Produktionsbetrieb nicht mehr ins Portfolio passten, bietet uns Rheingold Capital hier die Chance, uns an unserem Standort weiterzuentwickeln.

Steffen: Es läuft sehr gut. Auch wir von Rheingold Capital haben das Gefühl, dass die Dinge vorangehen. Es gilt ja, eine Transformation zu leisten – vom Konzern hin zu einem mittelständischen Betrieb, wo Entscheidungen zügig getätigt und nicht aufgeschoben werden. Und das macht uns sehr viel Spaß.

Das komplette Interview lesen Sie in der HK 2/25

Weitere Premium-Artikel

Aktuelle Ausgaben:

HK 2/25 + HK 3/25

Mit den Ausgaben 2/25 zur Interzum und 3/25 zur Ligna bietet die HK im Mai ein umfangreiches Messe-Paket. In zwei ausführlichen Specials informieren wir Sie schon vorab darüber, welche Produkt-Neuheiten die Unternehmen in Köln und Hannover präsentieren und was sich in der Zulieferwelt sonst noch tut.

HK 3/25

Der Weltmarktführer stellt die Weichen

100 Jahre Wemhöner Surface Technologies, 20 Jahre Wemhöner China und nicht zuletzt der 75. Geburtstag von Heiner Wemhöner: 2025 ist für den Anlagenspezialisten aus Herford ein ganz besonderes Jubiläumsjahr. Zudem steht ein Generationswechsel bevor –…

Weiterlesen ›
HK 2/25

Nach der Übernahme in der Offensive

Schüco Interior Systems wurde zum 1. Februar von Rheingold Capital übernommen. Die HK sprach mit Peter Sagemüller, Geschäftsleitung Schüco Interior Systems KG, Michael Wiegand, Geschäftsleitung und Vertrieb, sowie mit Verkaufsleiter Gordon Schake darüber, was der…

Weiterlesen ›
HK 2/25

Inspiration für das Design von morgen

Der Interzum-Stand von Schattdecor ist stets ein Besucher-Magnet. Neben dem umfangreichen Gesamtpaket steht das neue Trendkonzept „The Art of Tomorrow“ im Mittelpunkt. Im Gespräch mit der HK lüftet Claudia Küchen, Vorstand Design, Marketing und HR,…

Weiterlesen ›