Stark und relevant in der Nische

Ob Möbelbeschläge wie leicht zu installierende Scharniere, Dämpfungssysteme oder Verbinder: All das bietet die Titus Group. Die HK war zu Besuch am Deutschland-Sitz in Herford und sprach mit Holger Geesmann, CSO von Titus Europe, sowie Michael Bänsch, Key Account Manager D/A/CH/NL, über die allgemeine Geschäftslage und aktuelle Innovationen. Dabei ziehen die beiden Verantwortlichen auch ein Fazit zur Interzum in Köln und geben einen Ausblick auf die Sicam. Das Interview erscheint in der HK 5/25. Auszüge daraus können Sie schon jetzt online lesen.

Michael Bänsch und Holger Geesmann beim Besuch der HK am Titus-Deutschland-Sitz in Herford. Foto und Interview: Julia Gottschick

Herr Geesmann, Herr Bänsch, wie laufen aktuell die Geschäfte von Titus?

Geesmann: Wir sind in den vergangenen Jahren sukzessive leicht gewachsen – und zwar dadurch, dass wir unser Geschäftsmodell geschärft und die Nische gefunden haben, in der wir relevant sind. Trotz schwieriger Zeiten haben wir im Geschäftsjahr 2024/25 im Titus-Europe-Bereich leicht zugelegt. Darauf sind wir wirklich stolz. Wenn wir aufs derzeitige Geschäftsjahr schauen, sind wir im Vergleich zum Vorjahr auch in einem leichten Plus. Unsere Prognose bis Weihnachten sieht sehr positiv aus.

Wir führen dieses Interview am Deutschland-Sitz in Herford. Wie hat sich die Niederlassung seit ihren Anfängen im Jahr 2019 entwickelt?

Geesmann: Die Anfänge waren schwierig, weil wir in der Region nicht mehr platziert waren. Als es wieder ein „Titus-Zeichen“ in Ostwestfalen gab, hat das sicher ein wenig für Furore gesorgt. Anfangs waren es nur zwei Kollegen. Heute aber sind neben Michael Bänsch und Dennis Otto (ebenfalls Key Account Manager) vier weitere Kollegen aus dem Innendienst und Produktmanagement hier beschäftigt.

Bänsch: 2020 hat die Titus Group den Geschäftsbereich „Simon Kinetics“ von der Simon Group übernommen und sich seitdem in punkto Dämpfungssysteme immer weiter entwickelt. Damit sind wir relevant für viele Industrien und Anwendungen geworden. So haben wir an der Bau 2025 teilgenommen, um dort auch ein ganz anderes Kundensegment anzusprechen. Gerade in der DACH-Region gibt das aktuell einen großartigen Schub.

Wo in Europa gibt es sonst noch Niederlassungen von Titus?

Geesmann: Neben Deutschland haben wir in England, Italien, Polen, Spanien und Kroatien Tochtergesellschaften. Dort versuchen wir natürlich, die jeweilige Marktsprache zu sprechen. Ein eigenes Lager haben wir in Deutschland nicht. Alles wird entweder über das Lager in Slowenien oder von Polen aus abgewickelt. Die Kernproduktion allerdings ist an unserem Stammsitz in Dekani (Slowenien) verortet. Dazu kommen unsere weltweiten Standorte in den Vereinigten Staaten, Asien und Australien sowie unser Netzwerk mit unseren Distributionspartnern.

Welche Produkte zählen zu den Hauptumsatz-Trägern von Titus – und wie könnte man die „Titus-Nische“ genau beschreiben?

Bänsch: Die Hauptumsatz-Träger sind Scharniere, Dämpfungssysteme und Verbindungsbeschläge. Wir machen uns permanent darüber Gedanken, wie die Montage unserer Produkte für die Kunden und Endkunden vereinfacht werden kann. „Consumer Assembly Friendliness“ ist eine von Titus entwickelte Methode, um die Benutzerfreundlichkeit von Möbelmontagen zu messen und zu verbessern. Ich denke, in diesem Bereich liegt eine unserer Stärken.

Geesmann: In Deutschland gibt es viele etablierte Küchen- und Möbelhersteller. Europaweit aber entwickelt sich – anders als hierzulande – das sogenannte Retailer-Geschäft weiter, in dessen Rahmen Küchen oder Möbel über Baumärkte verkauft und eher per Hand verarbeitet werden. Dafür haben wir Produkte entwickelt, Scharniere etwa, die für einen Küchenhersteller, der alles automatisch produziert, nicht relevant wären. Wohl aber für den Endkunden, der damit seinen Kleiderschrank montieren will. Dazu haben wir in den vergangenen Jahren erheblich in Dämpfungskomponenten investiert. Egal, ob für den Einsatz in kritischen Temperaturbereichen – in gedämpften Backöfen etwa – oder bei hohen Kräften mit kleinem Bauraum. Das schlägt sich nun bei den Umsätzen nieder.

Bringt das Motto „Simply Titus“ diese Strategie auf den Punkt?

Geesmann: Ja, wir haben den Fokus darauf gelegt, unsere Produkte einfach in der Anwendung zu machen – und so von den Mengen eine Kern-Auslastung generiert. Selbsterklärend ist beispielsweise unsere Quickfit-Steckverbindung „TL5“, der leistungsstarke „Full Metal Jacket“-Dübel mit Stahlhülse für stabile Holzverbindungen. Den schlagen oder bohren Sie nicht ein, sondern stecken ihn ein. Dieses Produkt beschreibt unser Geschäftsmodell wirklich gut. Ein weiteres Beispiel ist unser „T-Type“-Scharnier, das seit 2018/19 am Markt ist und dessen Sortiment kontinuierlich weiterentwickelt wurde. Dieses einfache Handling wollen wir mit allen unseren Produkten umsetzen. Auch unsere neue werkzeuglose Anwendung „Press To“ spiegelt genau das wider.

Bänsch: Der „Full Metal Jacket“ ist voll recycelbar: Man muss keine Materialtrennung mehr vornehmen. Nachhaltigkeit ist schließlich ein Riesen-Thema. Das zweite wichtige Thema ist Demontierbarkeit. Man kann diesen Dübel jederzeit wieder demontieren, ohne dass er das Material beschädigt.

Wie sieht sich Titus als kleiner Anbieter in der DACH-Region gegenüber größeren Wettbewerbern aufgestellt?

Geesmann: Stark und relevant in der Nische. Wenn man sich den Markt genau anschaut, dann gibt es natürlich die „Großen“, deren Marktmacht nicht von ungefähr kommt. Da steckt harte Arbeit dahinter. Schaut man danach in die zweite Reihe, gibt es nicht mehr so viele Mitbewerber wie noch vor zehn bis 15 Jahren. Da sind wir quasi die einzigen, die noch eigenständig sind und eine europäische Produktion haben. „Simply Titus“ zeigt sehr gut die Relevanz in diesem Marktumfeld.

Wie läuft die Abstimmung mit dem Stammsitz in Slowenien?

Geesmann: Für die Gruppe, aber auch für Titus Europe sind viele zentrale Funktionen in Slowenien gebündelt. Das europäische Geschäft wird vom Titus-EU-Management-Board gesteuert – ebenso wie ein großer Teil der Fertigung, der dahinter steht. 80 Prozent unserer Wertschöpfungskette sitzen in Dekani, ein Teil in den Vereinigten Staaten und natürlich auch in Asien. Wir haben ein globales Produkt-Management, und die Kollegen in den lokalen Tochtergesellschaften passen das an die jeweiligen Markt-Gegebenheiten an. Aber die Hierarchien sind flach.

Bänsch: Der Austausch untereinander ist sehr rege. Wenn zum Beispiel ein Kunde in Italien einen bestimmten Dämpfer kauft, erfahren wir das entweder über das Produkt-Management, oder wir tauschen uns direkt aus. Es gibt regelmäßige Meetings und jedes Jahr eine große Weihnachtsfeier für alle Mitarbeiter. Man kennt sich in der Titus-Familie.

Man kann also sagen: Das Titus-Herz schlägt klar in Slowenien?

Geesmann: Auf jeden Fall. Das Unternehmen wurde 1973 von Robert Appleby in Großbritannien gegründet und hat eine beeindruckende Reise absolviert. Bis heute ist die Eigentümerfamilie sehr engagiert. Appleby selbst ist als Chairman noch immer die stärkste Persönlichkeit in der Firma.

Titus-Scharniere sind leicht zu installieren – vor allem das „T-Type“-Scharnier, das Sie eben erwähnt haben. Wo sehen Sie in diesem Bereich noch Optimierungspotenzial?

Geesmann: Da geht immer noch etwas (lacht). Wir achten genau darauf, was die Kunden benötigen. Das eine ist die Sortimentstiefe, hinter der große Investitionen stehen. Weitere Aspekte sind Farben, Design und Unsichtbarkeit. Wir haben das Glück, dass unsere Eigentümer uns die Möglichkeit geben zu investieren. Unterm Strich hat Titus in den vergangenen Jahren viel investiert, insbesondere in den slowenischen Standort in Dekani, in Australien, Indonesien, in China und in den USA.

Titus unterstützt Kunden auch bei der Automatisierung. Welche Neuigkeiten gibt es in diesem Bereich?

Bänsch: Wir sind auf die Entwicklung und die Produktion von zweckgebundenen, automatisierten Montage-Maschinen spezialisiert. Es gibt nun bei uns die Überlegung, unsere „Fast Fit“-Maschinen auf entsprechenden Messen zu präsentieren.

Das vollständige Interview erscheint in der HK 5/25

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