Noch näher dran an den Kunden

Der spanische Dekordrucker Lamigraf hat Ende Januar ein neues Designstudio in Mönchengladbach eröffnet. Hier sollen Kunden individueller betreut und die Qualität der Produkte weiter gesteigert werden, wie Sales, Marketing und Art Director Martin Marxen im Exklusiv-Interview erläutert. Hintergrund ist zum einen die Nachwuchsgewinnung: Am dortigen Berufskolleg werden Mediengestalter ausgebildet. Zum anderen ist die Region ein Design-Cluster der Branche. Das vollständige Interview erscheint in der Ausgabe 1/25 am 7. Februar. Auszüge daraus können Sie schon jetzt online lesen.  

Interview und Foto: Julia Gottschick

Herr Marxen, Lamigraf hat Ende Januar ein neues Designstudio in Mönchengladbach eröffnet. Was sind die Gründe für die Investition?

Schon im Jahr 2020 hatten wir uns vorgenommen, die Art, wie wir mit Kunden zusammenarbeiten, umzustellen. Wir wollten sie individueller betreuen und gezielt mit ihnen Design-Themen entwickeln. Zu jener Zeit gab es aber noch keine Pläne, ein Designstudio in Deutschland aufzubauen. Ursprünglich wollten wir weiterhin zentral in Spanien arbeiten. Über die vergangenen vier Jahre haben wir aber festgestellt, dass das Thema Nachwuchs in Spanien sehr komplex ist. Wenn man eine individuellere Dekor-Entwicklung mit den Kunden betreiben will, stößt man irgendwann kapazitätsmäßig an Grenzen.

Warum ist es in Spanien so schwer, junge Design-Mitarbeiter zu finden?

Wir haben dort das Problem, dass es kein vergleichbares Ausbildungssystem wie hier in Deutschland gibt. Das heißt, uns fehlt Nachwuchs im Bereich Mediengestaltung. Wir müssen dann Grafik-Designer einstellen, die drei weitere Jahre brauchen, um sich einzuarbeiten. Zudem ist unser Firmensitz nicht zentral in Barcelona, sondern 40 Minuten vom Zentrum entfernt. Das ist ganz klar ein Standort-Nachteil. Viele junge Mitarbeiter haben weder Auto noch Führerschein und wollen gern aus dem Homeoffice arbeiten. Aber das ist im Dekor-Bereich schwierig.

Weshalb ist die Wahl dann auf Mönchengladbach gefallen?

In Mönchengladbach können wir künftig Fachkräfte anwerben und ausbilden, die das duale Schulsystem durchlaufen. Dort gibt es das Berufskolleg „Platz der Republik“ für Technik und Medien, das den Mediengestalter mit Fachrichtung Foto-Gravur-Zeichnung ausbildet – eine Hinterlassenschaft der Textilzeit, als noch mit Tusche gearbeitet wurde. Das hat den historischen Hintergrund, dass es in Mönchengladbach, Krefeld und Umgebung viele Textilunternehmen gab und man den Fachbereich nie aufgegeben hat. Dieser ist sozusagen unique in unserer Branche. Mit dem neuen Studio werden wir nicht nur unsere Kapazität erweitern, sondern auch die Qualität steigern, da wir unsere Kunden mit den gut ausgebildeten Mitarbeitern intensiver betreuen. Das ist unser Anspruch und unsere Strategie. Ende Januar sind wir eingezogen.

Bönen als Deutschland-Sitz von Lamigraf war also nie im Gespräch?

Nein, die Möglichkeit einer Schule wie in Mönchengladbach gibt es nirgendwo sonst. Wir wollen, dass junge Leute unsere DNA annehmen und wissen, wie wir arbeiten und bei Projekten vorgehen. Das geht nur, wenn Mitarbeiter das von Anfang an verinnerlichen. Bönen war aufgrund der Gegebenheit nie in der Diskussion. Mönchengladbach ist noch aus einem weiteren Grund attraktiv für uns. Die Stadt hat eine gute Lage, und designorientierte Firmen und freie Studios haben dort eigene Standorte – auch sie nutzen die Schule. Ein Cluster, in dem sich viele Kunden bewegen. Mit dem neuen Designstudio haben wir eine zusätzliche Station geschaffen, an die sie andocken und wo wir mit ihnen Entwicklungen und Projekte besprechen können. Gerade für die Kundschaft, die in der Region oder in Richtung Belgien unterwegs ist, bietet Mönchengladbach zu Bönen Standortvorteile.

Was bedeutet das für die Dekorentwicklung am spanischen Hauptsitz in L’Ametlla del Vallès?

Auch dort werden wir unser Team stärken, weiterbilden und versuchen, neue Mitarbeiter auszubilden. Das schließt sich nicht gegenseitig aus. Das Studio in Spanien wird sich ebenfalls weiterentwickeln. Allerdings stellen wir uns jetzt zweigleisig auf.

Was kann Lamigraf seinen Kunden im neuen Designstudio alles bieten?

Für uns ist die individuelle Dekor-Entwicklung ausschlaggebend. In diesem Bereich verändern sich die Märkte aktuell sehr stark. Dem wollen wir weiterhin Rechnung tragen, da wir mit unseren Projekten in den vergangenen Jahren relativ viel am Markt platzieren konnten. Im neuen Dekor- und Designstudio in Mönchengladbach bieten wir zusätzliche Unterstützung. Wir haben einige coole Konzepte entwickelt, die derzeit mit Kunden in der Testphase laufen und zur Interzum gezeigt werden. Unser Kerngeschäft sind Gestaltung, Struktur und Dekor-Entwicklung. Am Ende dreht sich alles um fertige Möbelplatten.

Es geht also um das Gesamtpaket?

Genau. Wir wollen nicht nur Dekorpapier liefern, sondern auch Ideen, die Kunden weiterhelfen. Gerade in einer Zeit, in der diese stark darauf achten, wie Kombinationsstrukturen besser koordiniert werden können. Dazu haben wir gut funktionierende, anspruchsvolle Inhalte konzipiert. Wir betreiben keine „Raketenwissenschaft“, machen aber manches anders als unsere Mitbewerber. Das wollen wir erhalten und weiterentwickeln. Unterm Strich ist das Designstudio sicherlich für die meisten unserer Kunden und Mitbewerber ein überraschender Schritt in einer Phase, in der alle anderen eher vorsichtig agieren.

Wie laufen die Designprozesse künftig ab? Was wird in Spanien entschieden, was in Mönchengladbach?

Im Großen und Ganzen wird das Lead weiter aus Spanien kommen. Unser Studioleiter dort trägt die Hauptverantwortung sowohl für Spanien als auch für Mönchengladbach, übernimmt weiter die Führungsrolle. Von daher wird er künftig mehr Zeit in Deutschland verbringen. Alle Prozesse laufen in Spanien zusammen und werden dann erst auf Deutschland übertragen. Klar – denn unser Studio in L’Ametlla del Vallès ist von der Kapazität her das größere. Mönchengladbach ist für uns nur ein weiterer Standort, der uns zusätzliche Möglichkeiten öffnet. Alle Projekte werden kundenspezifisch koordiniert und danach aufgeteilt, welche mehr Sinn in Spanien machen und welche in Deutschland.

Das vollständige Interview lesen Sie in der HK 1/25

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