Kundennähe als besondere Stärke
Produkte von Leitz kommen in über 150 Ländern rund um den Globus zum Einsatz. Durch das internationale Netzwerk mit neun Produktionsstätten sowie 38 Tochtergesellschaften mit 137 konzerneigenen Servicezentren hat der Werkzeughersteller sein Ohr immer dicht an der Branche. Grund genug für einen Besuch in Oberkochen, um mit CEO Jürgen Köppel und Andreas Kisselbach, Leiter Forschung und Entwicklung, die Situation auf den weltweiten Märkten zu analysieren. Natürlich ging es bei dem Gespräch auch um die Ligna und die Neuheiten von Leitz. Das vollständige Interview erscheint in der Ausgabe 3/25. Auszüge daraus können Sie schon jetzt online lesen.

Herr Köppel, die Branche erlebt derzeit eine der hartnäckigsten Krisen ihrer Geschichte. Der Wohnungsbau stockt, die Konjunktur kommt einfach nicht in Fahrt und viele Unternehmen klagen über Umsatzrückgänge. Wie stellt sich für Leitz die aktuelle Lage dar?
Köppel: Durch unsere globale Aufstellung bekommen wir bei Leitz die konjunkturellen Herausforderungen in den jeweiligen Märkten in unterschiedlicher Intensität zu spüren. Hier ist speziell unser Heimatmarkt Deutschland zu nennen, wo sich die Konsumzurückhaltung im Möbelhandel und die Baukrise auch bei uns im Auftragseingang niederschlagen. Momentan wird nicht besonders stark in Neuwerkzeuge investiert. Im Service läuft es dagegen ordentlich, da Leitz mit seinem umfangreichen Service-Angebot punkten kann und gegenüber dem Wettbewerb oft die Nase vorn hat. Was die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung angeht, bin ich grundsätzlich optimistisch. Wir merken, dass sich die Nachfrage in Deutschland langsam stabilisiert und es anscheinend zumindest nicht mehr weiter nach unten geht.
Gibt es einzelne Kunden-Segmente, die positiv hervorstechen?
Köppel: Im Ladenbau und im Holz verarbeitenden Handwerk hören wir von Betrieben, die gut ausgelastet sind. Auch bei den Herstellern von Holzfenstern und den Holzsystembauern läuft es, verglichen mit anderen Segmenten unserer Branche, tendenziell besser. Schwierig gestalten sich hingegen die Geschäfte in der Fußboden- und Möbelindustrie, da beide Branchen sehr stark von der Entwicklung am Bau abhängen.
Wie entwickeln sich die weltweiten Märkte aus Sicht von Leitz?
Köppel: Tendenziell erleben wir eine weltweite Konjunkturschwäche, die jedoch unterschiedlich ausgeprägt ist. Dennoch sehen wir in einigen Märkten Chancen, die wir durch unsere Internationalität auch aktiv nutzen. In China gibt es zum Beispiel bestimmte Segmente, die sich trotz der nicht unerheblichen Probleme im Binnenmarkt erfreulich entwickeln. Auch auf dem europäischen Kontinent ist bei weitem nicht alles schlecht. In Osteuropa zeigen sich aktuell mehr Lichtblicke als in Westeuropa. Nord- und Mittelamerika sowie Teile von Südamerika befinden sich grundsätzlich auf Kurs, allerdings ausgehend von einem Niveau, das noch Luft nach oben hat. In den USA beschäftigen uns die vor kurzem verhängten Strafzölle der US-Regierung. Ich hoffe, dass sie weiterhin ausgesetzt bleiben, damit wir auch unseren nordamerikanischen Kunden Produkte in Leitz-Qualität zu einem fairen Preis bieten können.
Apropos Strafzölle: Wie sollte die Politik Ihrer Meinung nach mit dem Thema umgehen?
Köppel: Zölle sind nie gut. Angesichts der globalen Vernetzung der Wirtschaft schaden sie letztlich allen Beteiligten – im Speziellen aber den Endkunden und Verbrauchern. Rund 12 bis 14 Prozent der weltweiten Möbelproduktion finden in den USA statt. Diesen Markt können wir nicht ignorieren – weder Leitz, noch unsere Wettbewerber, noch der europäische Maschinenbau generell. Das heißt, wir müssen entsprechende Antworten auf die Zoll-Problematik finden. Sollte die US-Regierung die ausgesetzten Strafzölle wieder einführen, wäre die Europäische Union meiner Meinung nach gut beraten, mit konsequenten Maßnahmen zu antworten, ohne aber den Verhandlungsweg vollständig zu verbauen. Hier müssen wir als Europäer aus meiner Sicht selbstbewusster werden. Denn die USA brauchen uns – aber auch wir brauchen den US-amerikanischen Markt.
Was erwarten Sie von der neuen Bundesregierung, damit die Wirtschaft und auch die Holz- und Möbelindustrie wieder in Schwung kommen?
Köppel: Die neue Bundesregierung wird den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland nicht allein sicherstellen können. Dafür braucht es auch die Unternehmen und die Gewerkschaften, die ihre Hausaufgaben machen müssen. Was die Politik allerdings auf den Weg bringen muss, sind stabile und verlässliche Rahmenbedingungen. In der vergangenen Legislaturperiode haben viele Entscheidungen, wie zum Beispiel beim Heizungsgesetz, zu enormer Unsicherheit geführt. Hier wünsche ich mir mehr Zuverlässigkeit und Planungssicherheit. Darüber hinaus sollte der Bürokratie-Abbau endlich beschleunigt werden. Was Unternehmen ab einer bestimmten Größe heute an Berichtspflichten leisten müssen, ist kaum mehr darstellbar und wird zu einem Wettbewerbsnachteil gerade gegenüber asiatischen Wettbewerbern.
Gibt es Maßnahmen aus dem Koalitionsvertrag, die besonders wichtig wären für Leitz? Dort wurden zum Beispiel ein Industriestrompreis, verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten oder Investitions-Anreize festgehalten.
Köppel: Die genannten Schritte begrüßen wir allesamt. Ich würde mich freuen, wenn sie auch konsequent und schnell umgesetzt werden. Zudem müssen wir unsere Infrastruktur auf Vordermann bringen – Stichwort unter anderem Zuverlässigkeit der Deutschen Bahn. Allerdings muss bei allen Maßnahmen auch an die Gegenfinanzierung gedacht werden, da wir künftige Generationen nicht mit Schulden überhäufen dürfen.
Wie würden Sie die Marktposition von Leitz einschätzen und wo kann sich das Unternehmen noch verbessern?
Köppel: Leitz ist Weltmarktführer unter den Herstellern von Präzisionswerkzeugen für die Holzbearbeitung. Das bekommen wir von der Universität St. Gallen jedes Jahr aufs Neue bestätigt. Aber unser Anspruch ist es auch, Technologie- und Innovationsführer zu sein. Ich vergleiche uns hier als Vollsortimenter immer mit einem Zehnkämpfer, der alle Disziplinen beherrschen muss, was uns tagtäglich fordert. Dabei hilft uns aber unsere weltweite Kundennähe. Wir haben allein im vergangenen Jahr weltweit sechs neue Servicezentren gegründet – zuzüglich eines Produktionswerks. Damit ist das Ende der Fahnenstange aber noch lange nicht erreicht. Hier können wir uns noch weiter verbessern, um auf allen relevanten Märkten die entscheidende Kundennähe zu realisieren.
Kisselbach: Der Kunde steht auch bei unseren Produkten an erster Stelle. Was uns antreibt, ist die Frage, wie die Anwender mit unseren Werkzeugen noch effizienter produzieren können. Dazu muss man sich anschauen, welche Werkstoffe im Trend liegen und was vom Markt gefordert wird. In den seltensten Fällen ist es notwendig, ein komplett neues Werkzeugsystem auf den Markt zu bringen. Meist braucht es auf die Prozesse und das jeweilige Material abgestimmte Lösungen. Dabei spielt der Austausch mit den Maschinenherstellern eine wesentliche Rolle.
Vor kurzem fand wieder das alljährliche Leitz-Symposium statt. Wie ist das Event gelaufen und welchen Stellenwert hat es für Sie?
Kisselbach: Wir veranstalten das Symposium mittlerweile seit 20 Jahren. In letzter Zeit hat es sich immer mehr als Branchentreff etabliert. Mit dem Event adressieren wir jedes Jahr eine andere Branche, weil wir uns bei dem jeweiligen Symposium auf bestimmte Schwerpunktthemen fokussieren möchten. Bei den letzten Symposien ging es um den Holzbau und die Möbelfertigung, diesmal stand der Fensterbau im Mittelpunkt. Der Zuspruch war enorm groß: Unser Auditorium war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Köppel: Es sind sogar Fensterbauer aus Norddeutschland zum Leitz-Symposium angereist. Das ist absolut nicht selbstverständlich, wie man zum Beispiel bei unseren deutschen Messen sieht. Ein Erfolgsrezept ist sicherlich, dass wir aus dem Symposium keine Werbe-Veranstaltung machen. Hier geht es nicht um Leitz, sondern um den fachlichen Austausch unter Experten. Inzwischen fragen sogar Verbände an, ob sie vor dem Symposium ihr Verbandstreffen bei uns veranstalten können. Aus meiner Sicht ist das ein schöner Erfolg und eine Bestätigung der Arbeit, die das Team um Herrn Kisselbach leistet.
Das komplette Interview lesen Sie in der HK 3/25
Weitere Premium-Artikel
Aktuelle Ausgaben:

Mit den Ausgaben 2/25 zur Interzum und 3/25 zur Ligna bietet die HK im Mai ein umfangreiches Messe-Paket. In zwei ausführlichen Specials informieren wir Sie schon vorab darüber, welche Produkt-Neuheiten die Unternehmen in Köln und Hannover präsentieren und was sich in der Zulieferwelt sonst noch tut.

Kundennähe als besondere Stärke
Produkte von Leitz kommen in über 150 Ländern rund um den Globus zum Einsatz. Durch das internationale Netzwerk mit neun Produktionsstätten sowie 38 Tochtergesellschaften mit 137 konzerneigenen Servicezentren hat der Werkzeughersteller sein Ohr immer dicht…
Weiterlesen ›
Die Baukrise muss überwunden werden
Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ist eine der drängendsten Fragen unserer Zeit. Auch die Möbel- und Einrichtungsbranchen sind massiv von der Baukrise betroffen. Denn wo nicht gebaut wird, werden keine neuen Möbel und Küchen benötigt.…
Weiterlesen ›
Der Weltmarktführer stellt die Weichen
100 Jahre Wemhöner Surface Technologies, 20 Jahre Wemhöner China und nicht zuletzt der 75. Geburtstag von Heiner Wemhöner: 2025 ist für den Anlagenspezialisten aus Herford ein ganz besonderes Jubiläumsjahr. Zudem steht ein Generationswechsel bevor –…
Weiterlesen ›