33. Kantensymposium: Rehau zeigt Stand und Zukunft der Kante
Die Bekantungstechnologie hat große Bedeutung für die Möbelbranche. „Die Formel ist einfach: ohne perfekte Kante kein perfektes Bauteil“, schreibt Rehau dazu. Die Spezialisten, die dafür sorgten, dass dieses Szenario nicht eintreffe, kommen einmal im Jahr auf dem Kantensymposium von Rehau mit der Möbelindustrie sowie dem Innenausbau zusammen. Als Gastgeber fungierte in diesem Jahr die IMA Schelling Group GmbH und lud ins ostwestfälische Lübbecke ein, wo sich rund 140 Teilnehmer über die neuesten Trends und Techniken rund um die Möbelkante informierten.
Zum Auftakt begrüßten Dr. Uwe Krämer, Director Engineering Edgeband Rehau, sowie Simon Waterbär, Director Sales IMA Schelling, sowie Martin Krügers, Director Service IMA Schelling, die Gäste in den Räumen der IMA Schelling Group. Sie waren angereist, um neue Maschinentechniken, Materiallösungen sowie Oberflächen und Kanten kennenzulernen. „Dass wir zum 33. Mal zusammenkommen, zeigt, wie groß das Bedürfnis nach Austausch und Information in der Branche ist“, so Krämer. „Für uns und unsere Partner der Maschinen- und Werkzeugindustrie ist es die perfekte Plattform, um der Möbelindustrie die neuesten Entwicklungen vorzustellen. Für die Möbelindustrie wiederum bietet das Forum die Möglichkeit, durch perfekte Bauteile ihren Kunden einzigartige Möbellösungen zu bieten.“
Traditionell startete das Kantensymposium mit dem praktischen Teil in den Produktionshallen. Dort konnten die Besucher live an den Maschinen erleben, wie aus Innovationen bei Raukantex und Rauvisio einzigartige Designs entstehen. Im Anschluss ging es zur Location Barre’s Brauwelt, wo die Live-Vorführungen mit einem Theorieteil unterfüttert wurden. Neben Präsentationen von Rehau standen hier Vorträge vom Gastgeber IMA Schelling Group GmbH, von der Leitz GmbH & Co.KG und von der Veriset AG auf der Agenda. 75 Jahre – die Präsentation von Rehau startete mit dem Hinweis auf ein historisches Datum. 1948 wurde Rehau gegründet und habe sich seitdem von einem Drei-Mann-Unternehmen zu einem weltweit erfolgreichen Konzern entwickelt. Eines sei dabei über die Jahrzehnte gleich geblieben: Die Zufriedenheit der Kunden sei das oberste Ziel von Rehau. „Enhancing Lives“ laute die Devise – und die Kante sei ein Ausdruck dieser Philosophie.
Der Beitrag von Dennis Reddig, Product Manager Edge Processing bei der IMA Schelling Group, stand als nächster auf der Tagesordnung. Er gab Einblicke in die moderne Holzverarbeitung: Wie Softforming mit Dickkantenmaterial die Verschmelzung von Design und Funktion optimiere, wie mittels Universalbearbeitungsaggregaten die Effizienz bei komplexen Bearbeitungen gesteigert werden und man in Zukunft per automatisiertem Kantenhandling der hohen Kantenvarianz gerecht werden könne. Im Anschluss übernahm Christian Wimmer von der Leitz GmbH das Mikrofon und berichtete über Neuigkeiten aus der Werkzeugindustrie. Im Fokus standen auch hier Lösungsansätze für die Bedürfnisse der Kunden – in diesem Fall die Herausforderung bei der Bearbeitung neuer Glaslaminate, edelmatter und Anti-Fingerprint-Oberflächen sowie Nullfugentechnologien.
Die nächste Präsentation gab einen Einblick darüber, wie die Laserkante Raukantex pro im Küchenbau eingesetzt wird. Christian Kramis, Leiter Produktion & Logistik des Schweizer Familienunternehmens, erläuterte, wie bei Veriset die Schritte zum perfekten Bauteil aussähen. Am Fertigungsstandort Root bei Luzern stehe eine der modernsten Montagefertigungslinien auf dem globalen Küchenmarkt. Über 80 Möbel könnten dort in Losgröße 1 pro Stunde gefertigt werden. Die Prozesse würden dabei digital gesteuert – auch die Bekantung, für die man schon seit 2011 auf Raukantex pro, also die perfekte Nullfuge, setze. Aufgetragen werde sie mittels Diodenlaser, ein Verfahren, das laut Kramis für Durchlaufanlagen die besten Ergebnisse erziele. Die hervorragende Qualität werde zusätzlich durch diverse Tests unter anderem im Wasserbad geprüft und sichergestellt. Der Schlüssel zum Erfolg seien die Mitarbeiter und deren konsequente Weiterbildung, um zu gewährleisten, dass für die vorliegenden Technologien das richtige Know-how vorhanden sei. Nach detaillierter Darstellung, wie der digitale Bekantungsprozess bei Veriset ablaufe, gab Christian Kramis noch eine Begründung dafür, warum ein Event wie das Kantensymposium auch in Zukunft bedeutend bleibe: Auch wenn man glauben könne, dass ein gewisser Perfektionsgrad mit der Nullfuge erreicht sei, werde sich die Kante immer weiterentwickeln. Zur Lösung offener Probleme freue er sich auf die weitere gemeinsame Entwicklungsarbeit.
Im letzten Abschnitt leitete Matthias Hacker, Senior Engineer Edgeband Rehau, ins zentrale Thema Nachhaltigkeit über, das bei Rehau ebenfalls eine lange Geschichte hat und heute komplett entlang der Supply Chain berücksichtigt werde. Von der Wahl der Rohstoffe über die neuen Kanten Raukantex eco und evo bis hin zum neuen Recyclingkonzept ReTurn reiche der ganzheitliche Nachhaltigkeitsansatz. Nachdem Hacker ausgeführt hatte, wie die Kunden aus Industrie und Handwerk an diesen Konzepten teilhaben können, ging die Präsentation mit weiteren Neuheiten aus der Raukanatex Welt weiter: Welche Funktionsschicht der Nullfugenkante Raukantex pro passe für welche Anwendung? Welche Ergebnisse ließen sich über die 45°-Fasenbearbeitung mit der trendigen Oberfläche Rauvisio crystal erzielen? Und wie ermöglichten Raukantex folding und Raukantex folding premium grifflose Fronten? Kurz: Es ging darum, wie die verschiedenen Varianten von Raukantex immer die perfekte Basis für jegliche Möbelidee bildeten.
Dass Rehau neben dem Produkt selbst den Service in den Fokus stelle, war Gegenstand eines weiteren Vortrages: das Konzept Rehau #edgeisdigital. Dank der digitalen Services, die Unternehmen auf unterschiedliche Weise nutzen könnten, entstünden erhebliche Einsparpotenziale in Hinblick auf die Zeit, die Maschinenverfügbarkeit, die Fehlteile und den Lagerbestand. Wie #edgeisdigital in die Prozesse integriert werden könne, hatte im Praxisteil die Firma herpa tech GmbH live demonstriert. Das Unternehmen aus Löhne bietet Hard- und Software-Lösungen, die die Schnittstelle zwischen dem jeweiligen Maschinenpark und den von Rehau gelieferten Daten bilden.
Nach diesem technischen Einschub ging es bei Lisa Dressler, Product Engineer Oberfläche bei Rehau, um aktuelle Trends im Bereich der Oberflächenwerkstoffe, die sich in den Neuheiten der Rauvisio Kollektion zeigten: Mit der neuen Oberfläche Rauvisio cube ließen sich Innenräume in stylisch-cooler Betonoptik gestalten. Das Material gleiche dabei in Haptik und Optik dem angesagten Baustoff – bringe aber deutliche Verarbeitungsvorteile mit. Dank natürlicher Luftporen biete Rauvisio cube einen Look, der die raue Industrial-Ästhetik aufgreift. Das Produkt werde ab Q3/24 im Rauvisio Oberflächenprogramm verfügbar sein. Mit der neuen Kompaktplatte Rauvisio noir compact erweitere Rehau den Anwendungsbereich der eleganten, edelmatten Oberfläche Rauvisio noir. Rauvisio noir compact sei für Feucht- und Nassbereiche sowie stark beanspruchte Areale die erste Wahl und biete dadurch mehr Flexibilität und Einsatzmöglichkeiten.
So viel spezifischer Inhalt musste erst einmal verarbeitet werden – dazu bot der traditionelle Kantenschmaus zum Abschluss den Rahmen. Hier konnten die Teilnehmer in Barre’s Brauwelt bei lokalem Bier und leckeren Speisen diskutieren, ob und wie die Neuheiten für sie und ihre spezifischen Anforderungen interessant sein könnten. Dr. Uwe Krämer dankte allen Referenten und Partnern und zog auch in diesem Jahr eine positive Bilanz: „Es ist jedes Jahr spannend zu sehen, wie viel Kreativität ein kleines Teil in der Möbelproduktion freisetzt. Und dass nicht nur wir innovativ bleiben und die Kante weiterdenken, sondern auch andere Unternehmen sich von diesem Geist antreiben lassen. Diese Dynamik in der Bekantungstechnologie dokumentiert das Kantensymposium und ist dabei das einzige Event dieser Art. Ich bin schon gespannt, was wir 2025 an Neuerungen erleben dürfen.“
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