Deutsche Polstermöbel-Industrie: Umsatz sinkt um rund elf Prozent

Die deutsche Polstermöbel-Industrie hat von Januar bis Juli 2024 knapp 580 Millionen Euro umgesetzt und damit rund elf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. „Das Marktumfeld für unsere Branche ist weiter sehr herausfordernd“, berichtete Leo Lübke, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Deutschen Polstermöbelindustrie e.V. (VdDP), jetzt auf der Jahrespressekonferenz in Herford. „Die Verbraucher halten sich bei langfristigen Anschaffungen nach wie vor zurück, weil sie durch die Inflation, die politische Kommunikation und die vielen Krisen auf der Welt nachhaltig verunsichert sind.“

Die Auftragslage der deutschen Polstermöbel-Hersteller stellte sich im bisherigen Jahresverlauf ebenfalls verhalten dar. Zwischen Januar und August verbuchten die Unternehmen einen um 5,6 Prozent niedrigeren wertmäßigen Auftragseingang, wie die verbandsinterne Statistik ergab. Die Aufträge nach Stückzahlen rangierten um neun Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. „In den Monaten Juni und Juli zeichnete sich ein kleiner Aufwärtstrend ab, der sich hoffentlich ab September wieder fortsetzen wird“, sagte Verbandsgeschäftsführer Jan Kurth.

Vor diesem Hintergrund hatten im August laut einer Verbandsumfrage rund 60 Prozent der befragten Polstermöbelhersteller Kurzarbeit angemeldet. Für das vierte Quartal planen 40 Prozent, das Instrument der Kurzarbeit zu nutzen. Als ihre mit Abstand größte Herausforderung nannten die Polstermöbel-Unternehmen in der Umfrage das schwache Konsumklima, gefolgt vom wirtschaftspolitischen Stillstand hierzulande, dem Fachkräftemangel und langwierigen Genehmigungsverfahren.

Starke prozentuale Umsatzeinbußen mussten die 32 deutschen Polstermöbel-Hersteller (Betriebe mit 50 und mehr Beschäftigten) insbesondere im Auslandsgeschäft hinnehmen. Von Januar bis Juli 2024 gab der Umsatz außerhalb Deutschlands um 15 Prozent auf 184 Millionen Euro nach. Auf dem Heimatmarkt setzten die Unternehmen mit 395 Millionen Euro 9,3 Prozent weniger um als im Vorjahr. Die Exportquote reduzierte sich auf 31,9 (Vorjahr: 33,2 Prozent). Auf den wichtigsten Auslandsmärkten entwickelte sich das Geschäft in den ersten sieben Monaten rückläufig: Die Möbelausfuhren in die Schweiz, den größten Exportmarkt, sanken um 8,1 Prozent auf rund 100 Millionen Euro.

Auch die Möbellieferungen nach Österreich (minus 8,2 Prozent), nach Frankreich (minus 7,9 Prozent) und in die Niederlande (minus 13 Prozent) fielen schwächer aus als im Vorjahr. Dagegen konnten die Polstermöbelproduzenten im Vereinigten Königreich (plus 3,6 Prozent) und in Italien (plus 21,5 Prozent) Zuwächse verzeichnen. In der wichtigsten außereuropäischen Absatzregion, den Vereinigten Staaten, gelang ein Plus von 14,6 Prozent.

Die Polstermöbel-Importe verharrten unterdessen annähernd auf dem Vorjahresniveau. Dabei gaben die Einfuhren aus Polen um 5,5 Prozent nach. Polen steht für rund 42 Prozent der Polstermöbel-Importe und stellt mit großem Abstand das wichtigste Lieferland für Polstermöbel dar. Der Wert der Einfuhren aus dem auf Rang zwei platzierten China (Anteil: knapp 24 Prozent) wiederum kletterte um 17,5 Prozent. Weitere wichtige Lieferländer sind Ungarn (plus 3,9 Prozent), Rumänien (minus 0,9 Prozent), die Türkei (minus 6,3 Prozent), die Slowakei (minus 1,5 Prozent) sowie Italien (minus 1,4 Prozent).

Für den Herbst setzt Verbandsgeschäftsführer Kurth auf eine leichte Aufhellung der Auftragslage. Gleichwohl sei im Gesamtjahr 2024 für die deutsche Polstermöbel-Industrie mit einem Umsatzrückgang im hohen einstelligen Prozentbereich zu rechnen. „Das Sofa ist der Mittelpunkt des Wohnzimmers. Hier steht das Wohlfühlen an erster Stelle – aber auch ein schönes Design ist von entscheidender Bedeutung“, so Lübke weiter.

Die neuen Trends bei den Polstermöbeln vereinen beides miteinander: Für den Wohlfühlfaktor sorgen kuschelige Polster, bequeme Lehnen und praktische Funktionen. Bei vielen Sofas lassen sich die Lehnen nach Belieben verstellen, so dass sich die Couch jeder Nutzung anpasst. Manche Modelle bieten versteckten Stauraum, in dem Decken oder andere Utensilien deponiert werden können. Die Möglichkeit, das Sofa in einen Schlafplatz zu verwandeln, ist ebenfalls eine gefragte Funktion. Vor allem in kleinen Wohnungen stellen Schlafsofas eine gute Möglichkeit dar, sich platzsparend und dennoch komfortabel einzurichten.

Von den Formen her sind weiterhin minimalistische Designs mit klaren Linien gefragt. Sie passen zu jedem Einrichtungsstil und wirken zeitlos elegant. Jedoch rücken immer mehr auch organische, weiche Formen in den Vordergrund. Dazu passend erleben anschmiegsame Stoffe wie beispielsweise Cord oder Samt ein Comeback, oft kombiniert mit Retro-Farben: Weiches Braun, Moosgrün und Orangetöne kehren zurück in die Wohnzimmer und verleihen ihnen einen heimeligen Look. Bei den Farben sind darüber hinaus unverändert Naturtöne und gedeckte Farben, aber zunehmend auch knallige Töne wie Grün, Rot oder Blau im Trend. Das Sofa wird damit zum Blickfang, der individuelle Akzente in der Einrichtung möglich macht.

Sowohl die Kunden als auch die Hersteller achten immer mehr auf Nachhaltigkeit. Recycelte Stoffe und recyceltes Leder sowie ökologisch hergestellte Materialien, wie Stoffe in Bio-Qualität, finden vermehrt Verwendung. Kurze Produktions- und Lieferketten, wie zum Beispiel bei Möbeln mit dem RAL-Herkunftslabel „Möbel Made in Germany“, kommen diesem Trend ebenso entgegen. „Die Kunden werden immer sensibler, was die Nachhaltigkeit ihrer Möbel angeht. Hier können wir als deutsche Hersteller uns profilieren.“

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