Die Musik spielt im asiatischen Markt

Kleiberit produziert hauptsächlich am Stammsitz in Weingarten bei Karlsruhe. Aus strategischen Gründen wird nun in China ein neues Werk errichtet. Doch nicht nur in dieser Hinsicht gibt es bei dem Unternehmen Neuigkeiten. Denn auf der Ligna stellt das Team um CEO Dr. Helmut Meffert neue Ideen und Ansätze rund um die Klebstoff- und „Hot Coating“-Technologie vor. Der vollständige Bericht erscheint in der Ausgabe 3/25. Auszüge daraus können Sie schon jetzt online lesen.  

Das Team von Kleiberit (hintere Reihe, v. l.): Jens Fandrey, Lena Edinger und Peter Mansky. Vordere Reihe, v. l.: Holger Scherrenbacher, Andrea Becker-Weimann und Helmut Meffert. Ganz rechts: Markus Schmalz (HK). Bericht: Jens Fischer

Der Schritt zum Aufbau einer Fertigung in China war eine konsequente Lösung. „Wir sind in der Produktion in Weingarten aktuell voll ausgelastet. Deshalb war die Investitionsentscheidung für den stark wachsenden asiatischen Markt unumgänglich“, sagt Dr. Helmut Meffert. Der Kleiberit-CEO spricht heute von mehr als 100 Herstellern, die preisaggressiv versuchen, Marktanteile im Klebstoffbereich zu erkämpfen. „Ohne den Aufbau einer eigenen Fertigung würden wir dort nicht mehr konkurrenzfähig sein“, erläutert er. Neuer Standort ist die 10 Mio. Einwohner zählende Stadt Changsha, Hauptstadt der chinesischen Provinz Hunan im Südosten des Landes. Mit dem neuen Werk werde man wohl einen bedeutenden Platz unter den größten PUR-Produzenten Chinas einnehmen. „In Asien spielt die Musik“, ist Dr. Helmut Meffert überzeugt.

Insgesamt sieht man sich bei Kleiberit trotz der Herausforderungen in China und weltweit gut aufgestellt. Nicht zuletzt glaubt man in dem Familienunternehmen, der Konkurrenz häufig einige Schritte voraus zu sein. Und mit der „Hot Coating“-Oberfläche hat man sich sogar eine weltweit einzigartige Stellung als Anbieter von Oberflächenlösungen auf PUR-Basis erarbeitet.

Dabei ist den Badenern das Kunststück gelungen, die Charakteristik ihrer PUR-Schmelzmasse so zu ändern, dass sie nicht nur eine perfekte Haftung zeigt, sondern eine ausgehärtete Oberfläche mit entsprechenden optischen und physikalischen Eigenschaften bildet. Die erste industrielle Anlage lief bereits 2003 bei einem Fußbodenhersteller in der Türkei an. Der wirkliche Durchbruch erfolgte aber erst 2010 als der Schweizer Fußbodenhersteller Lico begann, mit „Hot Coating“ zu beschichten. Heute wird laut Jens Fandrey, Technischer Leiter „Hot Coating“ und Oberflächentechnik, an weltweit 70 Standorten mit „Hot Coating“ beschichtet. Entweder wird die Oberfläche direkt auf zum Beispiel MDF aufgetragen oder auf Rollenware appliziert. Dabei ist man inzwischen auch nicht mehr auf Anwendungen im Innenraum beschränkt. Gerade im Außenbereich kann die besonders widerstandsfähige Oberfläche ihre Vorteile ausspielen, weiß Fandrey.

Aber auch bei den klassischen PUR-Anwendungen als reaktiver Schmelzklebstoff sind die Eigenschaften von Polyurethan zunehmend gefragt. Dabei kommt dem PUR-Hotmelt vor allem sein besonderes Vernetzungsverhalten zugute. Laut Holger Scherrenbacher, Diplomingenieur für Holztechnik, Leiter des Technologie-Zentrums bei Kleiberit und Vertriebsleiter Holz, vernetzen Holzfasern und der Schmelzkleber nicht nur physikalisch miteinander. Es kommt neben der chemisch-reaktiven Härtung über die freie Feuchtigkeit im Holz oder der Umgebung auch zu einer Bindung zu den OH-Gruppen der festen Substratbestandteile. Nicht zuletzt in der Küchenindustrie ist daher der PUR-Klebstoff häufig das Mittel der Wahl, um beständige Kantenverbindungen bei starken Schwankungen von Temperatur und Feuchtigkeit zu gewährleisten. Aber auch die weltweit exportierende Möbelindustrie sucht und findet in Polyurethan passende Lösungen.

Kleiberit wird einmal mehr auf der Ligna präsent sein. Außerdem wird es dort wie schon 2023 einen Hotspot für Handwerker und am Handwerk Interessierte geben: Zwei ehemalige Deutsche Meister im Möbel- und Bauschreinerhandwerk werden live am Stand für ihre Teilnahme an den internationalen Berufswettbewerben 2025 trainieren. Kleiberit präsentiert zur Ligna neueste Entwicklungen für die Klebstoffanwendungen im Bereich Flächenkaschierung, Profilummantelung und die Kantenverklebung. Dabei nehmen der Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie die intensive Nutzung alternativer Rohstoffe bei der Entwicklung von Klebstoffen und Leimen eine bedeutende Stellung ein.

Bei Kleiberit sieht man sich als starker Partner für Industrie und Handwerk, etwa beim Thema Micro Emissions. Also Produkte, die sich durch eine besonders emissionsarme Zusammensetzung auszeichnen. Für PUR-Klebstoffe liegt das Augenmerk vor allem auf dem Anteil von Isocyanat im Klebstoff. Nach der EU-Chemikalienverordnung Reach werden die PUR-Klebstoffe in drei Klassen eingeteilt. Die Standard-PUR mit einem monomeren Isocyanat-Gehalt von ›1 %, die Low-Emission-Produkte mit einem Anteil von ‹1%, und die ME-Produkte mit einem Gehalt ‹0,1 %. Nur bei den ME-Produkten entfallen dabei für den Anwender die Kennzeichnungspflicht und viele weitere Auflagen. Entsprechend gewinnen laut Meffert die ME- Varianten „Tag für Tag einen zunehmenden Marktanteil“.

Kleiberit war dabei wie so oft bei der Entwicklung einer der Pioniere und präsentierte das Thema und seine entsprechende Produktpalette bereits großflächig auf der Ligna 2019, lange bevor es zu den verbindlichen EU-Verordnungen kam. Dabei betont Lena Edinger, Ingenieurin für Holz- und Kunststofftechnik, DACH-Verkaufsleiterin Holz und zudem Produktmanagerin Holz, dass die ME-Produkte häufig nicht nur leistungsgleich sind zu den Nicht-ME-Produkten, sondern aufgrund der veränderten Inhaltstoffe sogar noch besondere Stärken aufweisen.

Es geht im Weiteren auch um den Ersatz von petrostämmigen Rohstoffen, also Rohstoffen, die aus Erdgas oder Erdöl gewonnen werden. Dabei gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Wege, um den Anteil dieser fossilen Rohstoffe zu reduzieren. Zum einen können aus Pflanzen die entsprechenden Bestandteile gewonnen werden. Um aber die entsprechenden Mengen zu gewinnen, müssten diese Pflanzen in größeren Mengen angebaut werden, treten damit aber in Konkurrenz zu der Lebensmittelherstellung. Nicht nur Lena Edinger bewertet diesen Ansatz als schwierig. Möglich wäre, Nebenprodukte oder Abfallprodukte aus der landwirtschaftlichen Erzeugung zu nutzen. Problematisch ist hierbei vor allem der saisonal gehäuft oder verminderte Anfall des Rohstoffs.

Den kompletten Bericht lesen Sie in der HK 3/25

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