Globale Präsenz weiter stärken
Als Zulieferer versucht Schattdecor, möglichst flexibel mit der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Situation in der Möbelindustrie umzugehen. Dabei konzentriert sich der Dekor-Weltmarktführer darauf, sich an die veränderten Bedingungen anzupassen und an innovativen Ideen für die Zukunft zu arbeiten. Welche das sind, warum derzeit stark in die Folienproduktion investiert wird und wie sich das Digitaldruck-Geschäft entwickelt, erläutert Claudia Küchen, Vorstand Design und Marketing.
Frau Küchen, das schwache Konsumklima belastet die Möbelindustrie schon seit Monaten. Die Aussichten für 2024 sind kaum besser. Was unternimmt Schattdecor, um die Krise möglichst gut abzufedern?
Ein wichtiger Ansatz ist die Pflege des Partnernetzwerks, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln und Herausforderungen zu bewältigen. In dieser unsicheren wirtschaftlichen Lage ist es für Schattdecor entscheidend, genau abzuwägen, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um wirtschaftlich gut dazustehen. Durch Stabilität in den operativen Abläufen haben wir eine solide Basis geschaffen, auf der wir langfristig aufbauen können.
Wann wird die Möbelkonjunktur Ihrer Meinung nach wieder anziehen? Müssen wir bis 2025 warten?
Ich persönlich denke, ja. Wir müssen uns gedulden und weiter an innovativen Lösungen arbeiten. Innerhalb unserer Gruppe wurden Prognosen erstellt, und obwohl es schwierig ist, genaue Vorhersagen zu treffen, sehen wir tendenziell ein leichtes Wachstum im Jahr 2024. Es könnte sein, dass die Möbelkonjunktur bis 2025 eine stabilere Phase erreicht. Allerdings befinden wir uns in volatilen Zeiten – und die Situation kann sich schnell ändern.
Zur Interzum stellte Schattdecor das neue Trendkonzept „Freiraum“ vor. Welches Feedback haben Sie von den Kunden dazu bekommen?
Das Konzept „Freiraum“ wurde äußerst positiv aufgenommen. Es trifft den aktuellen Zeitgeist, da der Überbegriff „Freiraum“ perfekt die Möglichkeiten zur Gestaltung der Zukunft repräsentiert. Die Bedeutung von „Freiraum“ variiert für jeden individuell, jedoch steht er allgemein für die Vielfalt an Möglichkeiten, die wir aktuell haben, um neue Wege, Produkte und Lösungen mit unseren Kunden zu entwickeln. In der heutigen Zeit, die von Veränderungen geprägt ist, symbolisiert „Freiraum“ auch das weiße Blatt Papier, das wir Gestalter nun nutzen dürfen.
Gibt es einzelne Trends, die sich seit der Premiere des Konzepts verstärkt oder abgeschwächt haben?
Ja, ein auffälliger Trend ist der „Lamella“-Trend, der deutlich sichtbar ist. Steindekore in vielfältigen Ausführungen sind sehr gefragt, und farblich sind es vor allem die Grüntöne, Rostrot bis hin zu Nude-Tönen. Zudem gewinnen feiner strukturierte Hölzer an Popularität und setzen einen klaren Trend. Der Lebenszyklus der rustikalen Dekore neigt sich offenbar dem Ende zu, während moderne, fein strukturierte Oberflächen verstärkt die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Wie plant Schattdecor produktseitig das Jahr 2024? Wird es ein Update der Dekorkollektion geben?
Wir planen im zweiten Quartal 2024 die Einführung unserer „Global Essentials“-Kollektion, die eine Weiterentwicklung unserer Dekorkollektion darstellt. Diese Kollektion ist als Quintessenz der auf der Interzum präsentierten Themen zu verstehen. In einer global vernetzten Welt denken wir gleichzeitig verstärkt in lokalen Marktregionen. Die „Global Essentials“ sollen daher nicht nur zuverlässige Aussagen über global funktionierende Dekore machen, sondern auch einen Überblick über lokal relevante Themen bieten. Auf diese Weise möchten wir in verschiedenen Marktregionen der Welt umfassend informieren und sicherstellen, dass unsere Produkte den Bedürfnissen und Trends sowohl auf globaler als auch auf lokaler Ebene gerecht werden.
Wo investiert Schattdecor derzeit überall? Gibt es Erweiterungen an den internationalen Standorten?
Derzeit investiert Schattdecor in mehrere Bereiche, um die globale Präsenz und Produktqualität zu stärken. Ein Schwerpunkt liegt auf Investitionen in die Folienproduktion. Diese Investitionen zielen darauf ab, die Effizienz und Kapazität in der Herstellung von Dekorfolien zu steigern. Zudem erfolgen Instandhaltungen. Diese dienen nicht nur der Kapazitätserweiterung, sondern auch der Förderung von Nachhaltigkeit und Erweiterung an internationalen Standorten. Investitionen in Photovoltaikanlagen und innovative Technologien stehen im Einklang mit dem Bestreben, ressourcenschonend und umweltbewusst zu agieren. Die Investitionen beziehen sich auch auf die Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter, um sicherzustellen, dass das Unternehmen mit qualifiziertem Personal auf die Herausforderungen der Branche reagieren kann.
Welche Zukunftsmärkte hat Schattdecor im Visier? Welche Länder könnten künftig attraktiv für den Bau eines eigenen Werkes sein?
Schattdecor hat derzeit keinen konkreten Plan für den Bau eines weiteren, eigenen Werkes. Stattdessen fokussieren wir uns darauf, unsere Präsenz durch bestehende internationale Standorte und Partnerschaften zu stärken. Insbesondere sehen wir attraktive Zukunftsmärkte in Ländern wie Indien, Afrika und weiterhin in Asien. Durch unsere weltweite Präsenz, Partner und Repräsentanzen können wir effizient auf die Bedürfnisse dieser Märkte eingehen und gleichzeitig von lokalem Know-how profitieren. Dies ermöglicht uns eine flexible Anpassung an die spezifischen Anforde-rungen und Trends in den genannten Regionen, ohne zwangsläufig den Bau eines eigenen Werkes in Erwägung ziehen zu müssen.
Vor der Corona-Pandemie hat Schattdecor stark in den Ausbau seiner Imprägnier-Kapazitäten investiert. Wie entwickelt sich dieses Segment?
Wir verzeichnen einen deutlichen Anstieg in der Entwicklung unseres Imprägnier-Segments. Die vorangegangenen Investitionen haben sich als strategisch wichtig erwiesen und ermöglichen es uns, auf die gestiegene Nachfrage und individuelle Marktbedürfnisse zu reagieren. Die steigende Nachfrage deutet darauf hin, dass die Kunden die Vorteile unserer imprägnierten Produkte hinsichtlich Qualität und Service zunehmend schätzen.
Mit „Be Original – buy Original“ hat Schattdecor ein Zeichen gegen die Dekor-Piraterie gesetzt. Welches Ziel verfolgt die Kampagne?
Unsere Position ist klar: Wir stehen für das Original. Der Kunde kauft ein Rundum-Gesamtpaket bei einem stabilen, internationalen und auch in Krisenzeiten verlässlichen Partner. Einem Partner, der durch klare Positionierung gegen Kopien auch ihn als Teil unserer Holzwerkstoff- und Möbelindustrie schützt. Seit 2016 schützen wir unsere Dekore mit einer besonderen Wasserzeichen-Technologie. Dieser Schutz ist fest mit dem Dekor verknüpft und kann mit der frei zugänglichen „Go Decor“ App ausgelesen und als „Made by Schattdecor“ ausgewiesen werden. Mit der Kampagne „Be Original – buy Original“ wollen wir darauf aufmerksam machen, dass jemand, der das Schattdecor-Original kauft, auch Beratung, Service und Qualität kauft. Er kann sich sicher sein, dass sein Dekor reproduzierbar und erfolgreich ist. Wir schützen unsere Originale und die unserer Kunden mit einer klaren Positionierung gegen Piraterie.
Wie ist der aktuelle Stand beim Thema thermoplastische Folien? Wohin geht die Reise in diesem Produktbereich?
Auf den letzten Messen ist Schattdecor mit der Vorstellung diverser thermoplastischer Materialien wie PET oder PP auf sehr positive Resonanz bei Kunden gestoßen. Diese Rückmeldungen bestätigen den steigenden Stellenwert von Thermoplasten in der Möbeloberfläche. Die wachsende Bedeutung dieser Materialien ist auf ihre vielfältige Anwendung, ihre Anpassungsfähigkeit und ihre umweltfreundlichen Eigenschaften zurückzuführen. Es zeigt auch, dass die Möbelbranche verstärkt nach innovativen Lösungen sucht, die nicht nur ästhetisch ansprechend sind, sondern auch ressourcenschonend.
Um den Digitaldruck ist es in letzter Zeit ruhig geworden. Wie läuft dieser Geschäftsbereich bei Schattdecor? Mit wie vielen Maschinen wird derzeit digital gedruckt, und welche technischen Features haben diese?
Die Ruhe um den Digitaldruck bei Schattdecor ist ein Indikator für die reibungslose und stabile Integration dieser Drucktechnologie in unsere Prozesse. Der Digitaldruck ist vollständig in unsere Abläufe integriert und wird je nach Bedarf flexibel eingesetzt. Dies hat zu erfolgreichen Kundenprojekten geführt. Zusätzlich nutzen wir digitales Ausmustern an allen Standorten. Wir arbeiten kontinuierlich an weiteren Schritten in Richtung Zukunft, indem wir an Technologien und Innovationen feilen. Die technischen Features umfassen fortschrittliches Farbmanagement, hohe Auflösungen und die Fähigkeit, komplexe Muster und Designs präzise umzusetzen.
Sind die Probleme, die der Digitaldruck anfangs mit sich brachte, wie zum Beispiel die Reproduzierbarkeit der Dekorfarbe oder der Einsatz von Sonderfarben mittlerweile behoben?
Die Reproduzierbarkeit der Dekorfarbe im Digitaldruck hat mittlerweile ein hohes Maß an Zuverlässigkeit erreicht. Allerdings sind bestimmte Herausforderungen, wie der Einsatz von Sonderfarben wie Effektpigmente, noch nicht in vollem Umfang gelöst. In diesen Fällen setzen wir weiterhin auf den Tiefdruck, der als beste Technologie für die Umsetzung spezieller Effekte gilt. Diese gezielte Anwendung ermöglicht es uns, die Vorteile des Digitaldrucks zu nutzen, wo er am effektivsten ist, während wir gleichzeitig auf etablierte Technologien wie den Tiefdruck zurückgreifen, um spezifische Anforderungen zu erfüllen.
Wie sehen Sie die Investitionen einiger Fußboden- und Holzwerkstoffproduzenten in den Digitaldruck? Werden Ihre Kunden damit zu Wettbewerbern?
Wir betrachten die Investitionen unserer Kunden in den Digitaldruck nicht als direkte Konkurrenz, sondern als branchenweite Anpassung an neue Technologien. Diese Entwicklungen sehen wir als Chance zur Zusammenarbeit. Unsere Kunden arbeiten weiterhin mit uns, da wir ihre Kollektionen – trotz eigenem Druck – mit den richtigen, marktrelevanten Themen ergänzen. Wir setzen auf enge Kooperationen, um hochwertige Lösungen zu bieten, die den spezifischen Bedürfnissen unserer Kunden gerecht werden.
Das vollständige Interview lesen Sie in der HK 1/24.
Aktuelles
Die Haptik ist einfach ein Muss: Interview mit Klaus Monhoff
Die Gesellschaft wird immer digitaler. Dekortrends verbreiten sich in Sekundenschnelle rund um den Globus. Gibt es noch regional unterschiedliche Entwicklungen, oder hat die Online-Welt alles vereinheitlicht? Welche Trends bahnen sich 2025 an? Kaum einer kann…
Weiterlesen ›Zwei Architects‘ Darling Awards gehen an Fundermax
Nachdem Fundermax bereits letztes Jahr für die neue „Exterior 2.3“-Kollektion mit dem Preis für die „Beste Bemusterung“ bei den deutschen Architects´ Darling Awards ausgezeichnet wurde, hatte das Kärntner Unternehmen dieses Jahr in zwei Kategorien Erfolg.…
Weiterlesen ›Surteco Group: Stellungnahme zum Banasino-Pflichtangebot
Vorstand und Aufsichtsrat der Surteco Group SE haben gemäß § 27 des Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetzes eine gemeinsame Stellungnahme zum Pflichtangebot der – mit der Kronospan-Gruppe verbundenen – Banasino Investments S.à r.l. veröffentlicht. In dieser wird…
Weiterlesen ›Möbelindustrie: Umsatz-Minus um 8,4 Prozent bis September
Die deutsche Möbelindustrie hat laut den Erhebungen des Statistischen Bundesamts von Januar bis September dieses Jahres einen Umsatz von 12,3 Milliarden Euro erzielt, ein Minus von 8,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Auf dem Heimatmarkt verzeichneten…
Weiterlesen ›Aktuelle Ausgaben:
In der HK 5/24 erwarten Sie zahlreiche exklusive Interviews und Reportagen aus der Möbelzulieferindustrie sowie eine Vorschau auf die Messe Sicam. Weitere Schwerpunkte: die Specials Beschläge, Licht und Polster sowie ein Blickpunkt zu den Themen KI und Social-Media-Marketing. Dem Heft liegt das Supplement „MDF-Magazin 2024“ bei.
Die aktuelle HK-Ausgabe und die Supplements sind exklusiv für unsere Print-Abonnenten und deshalb online nicht verfügbar. Ältere Ausgaben finden Sie in der Rubrik E-Magazine.