Von KI bis Generationswechsel
Man könnte gerade jeden Tag jammern. Über den stockenden Wohnungsbau oder die Umsatzrückgänge in der Möbelindustrie. Man kann aber auch die Ärmel hochkrempeln und die Zeiten nutzen, um die Weichen für den Erfolg von morgen zu stellen. Dafür entschieden sich die Teilnehmer des HK-Expertengipfels 2025, der bei Lignum Consulting in Kupferzell stattfand. Die prominent besetzte Runde diskutierte über Künstliche Intelligenz, Digitalisierung sowie den Generationswechsel in Unternehmen. Der vollständige Bericht erscheint in der Ausgabe 2/25 am 9. Mai. Auszüge daraus können Sie schon jetzt online lesen.

Wo setzt Ihr Unternehmen bereits KI ein?
Tim Westermann (Westermann GmbH): Wir machen schon einiges mit KI, zum Beispiel bei Leistungsbeschreibungen von neuen Projekten. Bei Lösungen wie Chat GPT sind die Investitionen gar nicht so groß. Zudem ist das Lernen, mit der Künstlichen Intelligenz umzugehen, eigentlich recht einfach. Bei manchen Tätigkeiten darf auch mal was schief gehen, denn mit einem Sprachmodell wird man nie eine 100-prozentige Trefferquote erzielen. In der Produktion sieht das schon anders aus, da können wir uns keine Fehler leisten. Zudem ist die Datenaufbereitung extrem mühsam. Bisher haben wir es noch nicht geschafft, mit einer KI-Lösung besser zu sein als mit unserem Wissen.
Stephan Igel (Interprint): Die KI bringt zum jetzigen Zeitpunkt auch bei uns keine besseren Ergebnisse, als wenn wir die Tätigkeiten auf konservative Weise erledigen. Aber sie bringt in Teilen schon schnellere Resultate und sorgt dafür, dass wir Zeit und Kosten sparen. Damit können sich unsere Mitarbeiter verstärkt wertschöpfenden und kreativen Tätigkeiten widmen. Wir setzen bei Interprint KI-Lösungen in unterschiedlichem Umfang ein und sehen noch sehr großes Potenzial.
Jan Bentz (Brandmauer AI): Mein Unternehmen ist in der KI-Beratung tätig. Für uns ist es sehr interessant zu hören, wie KI in der Industrie bereits umgesetzt wird. Ich empfehle einen zweigeteilten Ansatz. Auf der einen Seite sollte man die Tools nutzen, die schon vorhanden sind. Gleichzeitig kann man darüber nachdenken, in der Produktion eventuell einen eigenen KI-Use-Case zu entwickeln. Wir haben in Deutschland tolle Unternehmen und tolle Produkte. Warum also nicht in den Produkten punktuell KI einsetzen? Zugegebenermaßen ist es derzeit fraglich, ob sich eine solche Investition immer rechnet. Und ja, die Datenaufbereitung ist mühsam. Weil noch das Verständnis fehlt, welche Daten für einen Use-Case gebraucht werden.
André Eikenkötter (RMW): Wir müssen zwischen den Themen Digitalisierung und KI unterscheiden. Im KI-Bereich gebe ich meinen Vorrednern Recht: Wir nutzen sie auch bereits im Wissensmanagement. Dort kann man damit leben, wenn man Resultate mit nur 90 bis 95 Prozent Genauigkeit erhält. Allerdings glaube ich nicht, dass KI ein Allheilmittel ist, wenn man absolute Prozessstabilität benötigt. Hier muss die Möbelindustrie bei vielen Dingen erst noch den Schritt in die „normale“ Digitalisierung gehen. Gerade in der Produktion hat die Branche diesbezüglich noch einen riesigen Weg vor sich – welcher uns auch große Chancen bietet.
Rüdiger Schliekmann (Nolte Küchen): Ich begleite die Holz- und Möbelindustrie jetzt schon seit fast 40 Jahren. Gerade im Bereich Technik habe ich eine Menge erlebt. Grundsätzlich braucht unsere Branche bei neuen Dingen immer etwas länger. Bei Nolte Küchen haben wir bereits KI-Tools realisiert – etwa im Auftragseingang, in der Auftrags-Sachbearbeitung oder in der Fabrik. Ich glaube, wir können mit KI eine Menge absichern. Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft.
Michael Hettich (Hecht): Wir entwickeln bei unserer Maschinen auch eigene KI-Lösungen für die Fehlererkennung. In vielen Bereichen ist die Hürde noch groß, sich überhaupt mit Künstlicher Intelligenz zu beschäftigen. Viele haben noch ein bisschen Angst davor, aber von Tools wie Chat GPT oder Copilot haben die meisten schon mal gehört. Und so kompliziert ist das am Ende auch gar nicht.
Max Heller (Schüller Küchen): Wir sollten uns bewusst machen, dass wir am Beginn eines neuen Zeitalters stehen. Für Schüller Küchen ist das Thema KI schon heute nicht mehr wegzudenken. Zuerst sollte man sich als Unternehmen fragen: Was sind unsere Ambitionen? Wenn dabei Newscases herauskommen, sollte man schauen, mit welchem Werkzeug man die Newscases löst. Eines davon kann KI sein. Wir müssen zudem Führungskräfte dazu befähigen, Probleme zu erkennen, zu analysieren, Newscases aufzubauen und dabei KI zu integrieren. KI ist ein neuer Trigger, der uns zu Problemlösungen drängen wird, weil wir plötzlich merken, dass man ganz viel automatisieren kann.
Matthias Picker (Bürkle): Als der Hype um die Digitalisierung angefangen hat, sind manche Unternehmen nur deshalb in das Thema eingestiegen, um etwas gemacht zu haben. Ich glaube, das war nicht sinnvoll. Es ist natürlich gut, wenn man Dinge ausprobiert, aber man muss schon sehr genau schauen, wie man digitalisiert und wo die KI automatisieren und unterstützen kann. Es muss sich am Ende auch lohnen, weil die Investition viel Geld kostet. Meiner Ansicht nach ist KI ein Tool, um gewisse komplexe Aufgaben zu übernehmen, aber nicht die Lösung für alles.
Daniel Schrenk (Leuco): Wir nutzen KI auch noch nicht durchgehend, sondern suchen uns einzelne Anwendungen, bei denen es Sinn macht. So zum Beispiel bei der Standard-Anlage, im ERP-System oder bei der Wege-Optimierung in der Logistik. Dort, wo wir auf eigene und dadurch validierte Daten zugreifen können, setzen wir KI schneller ein. Bei externen Daten dient sie uns einige Jahre als Verifizierung zu den Erkenntnissen, die wir im Haus haben. So machen wir nochmal einen zweiten Ansatz auf und können die Ergebnisse gegenüberstellen.
Marie Rudolf (Möbel Rudolf): Die Autorin Joanna Maciejewska sagte einmal: „I want AI to do my laundry and dishes, so I can do art.“ Ich finde, diese Aussage kann man auf viele Sachen übertragen. Wenn man KI zum Beispiel in der Auftragsbearbeitung oder Wartung einsetzt, hat man mehr Zeit für kreative Arbeiten oder Tätigkeiten mit Menschen. In der Auftragsbearbeitung sind wir bei Möbel Rudolf gerade dabei, KI-Lösungen zu realisieren. Die meisten Möbelhersteller haben ein paar hunderttausend Varianten (ohne Sonderanfertigung), die bestellt werden können. Hier kann die KI Prozesse schneller und effizienter gestalten. Ebenso bei der Wartung, damit die Mitarbeiter schon vorher wissen, wann die nächsten Aufgaben anstehen.
Marcel Hinger (Lignum Consulting): Wir nutzen KI, um für Kunden schneller zu werden. Etwa in der Datenauswertung oder in Kennzahlen-Aufnahmen. Wir sehen bei Investitionen aber auch immer die Mitarbeiterentwicklung. Messen wie die Ligna möchten wir zum Beispiel künftig über eine App organisieren. Ein KI-Modul dazu gibt es schon. Ein Mitarbeiter meinte vor kurzem, er würde sich gerne damit auseinandersetzen, um mit der KI zu lernen. Wir müssen der nächsten Generation auch etwas bieten, wenn wir sie im Unternehmen halten möchten.
Den kompletten Bericht lesen Sie in der HK 2/25
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